Am Dienstag, den 05.04.22, erreichte mich die Frage: „In welchem Umfang ist es »gelebte Praxis« während kriegerischer Auseinandersetzungen, aktive und genutzte soziale Einrichtungen zum Einlagern von Waffen oder als Stützpunkte zu nutzen?“ In der längeren Frage ging es um die häufige Behauptung Russlands, in Einkaufszentren oder Krankenhäusern seien Waffen oder Stellungen.
Die Frage wurde vorab auf der Facebook Fanpage beantwortet:
Das habe ich schon einmal versucht zu erklären: Jedes Militär weiß, wo die Kasernen und Flugplätze des anderen sind. Deutschland weiß sehr genau, wo russische Waffenlager und Kasernen sind. Auch ukrainische. Sicher auch somalische.
Wird ein Land angegriffen, werden diese Objekte sofort verlassen. Egal wohin. Flugzeuge starten, alles am Boden wird „verlegt“ und sie landen zur Not auf der Autobahn.
(Vielen werden Autobahnabschnitte in Deutschland aufgefallen sein ohne Mittelbewuchs und Brücken. Das sind Ausweichflugplätze, die Planken in der Mitte werden schnell abgebaut und die Flugzeuge können landen. Ihr seht täglich Kriegsvorbereitungen, ohne es zu wissen. *zwinker)
Es ist also logisch, dass diese Sachen irgendwohin müssen. Also sucht man irgendwo Unterschlupf. Und was bietet sich da mehr an als Parkhäuser, Einkaufzentren mit Tiefgarage, etc.?
Hinzu kommt etwas anderes. Neuralgische Punkte wie die Hauptstadt Kiew bedeuten Häuserkampf. Luftabwehr, Panzerabwehr und andere Waffen werden möglichst erhöht eingesetzt. Also was ist da naheliegender, als auf hohen Gebäuden „in Stellung“ zu gehen? Und das sind meist genau solche Gebäude: Krankenhäuser, Rundfunkhäuser, Rathäuser, usw.
Man darf sich nicht vorstellen, dass da kiloweise Gewehre im Keller liegen. Dass das ein „Lager“ wäre. Eine Panzerabwehrrakete oder ein Scharfschütze (üblich im Team) reichen schon. Schon wenige Soldaten (oder „Zivilisten“) können 2022 sehr großen Schaden anrichten.
Es ist also nicht außergewöhnlich, wenn solche Infrastruktur beschossen wird. Auch da kann ich nur sagen: USA, Russland, Deutschland, Frankreich, UK… alle machen das. Das ist militärisches Handwerk. So makaber das für viele klingen mag.
Das nutzt Russland natürlich aus. Indem es behauptet, dass in dem jeweils beschossenen Gebäude Waffen oder Einheiten gewesen wären.
Das kann zutreffen, wie bei dem sehr gezielten Raketenbeschuss des geräumten Einkaufszentrums in Kiew. Zu dem Russland sogar Videos veröffentlicht hat. Das halte ich für sehr glaubwürdig und nach den Konventionen für gerechtfertigt. Im Falle des beschossenen Krankenhauses in Mariupol (Bild) ist es schlicht absurd. Der Gebäudekomplex war drei Stockwerke hoch, während hundert Meter weiter Hochhäuser standen.
Und das alles wissen auch die jeweiligen Verteidiger. Palästinensische Organisationen verschanzen sich gerne in Wohnhäusern. Häufig ohne, dass andere Anwohner das wissen. Das bezeichnet man dann als „menschliche Schutzschilde“. Israel geht dann teilweise sogar hin und ruft die Anwohner an und sagt „In einer Stunde fliegt die Rakete. Lauf!“
