Warum die Welt diesen Blog braucht

Die besten Geschichten schreibt das Leben

Eigentlich bin ich professioneller Blogger und Fachjournalist zum Thema Tobacco Harm Reduction. Wissenschaft, Politik, Medien. Das mache ich seit Ende 2015.

Ich besitze einen Presseausweis, besuche Podiumsdiskussionen, Messen und Symposien, korrespondiere mit Professoren, prüfe Studien, habe investigative Artikel veröffentlicht, habe schon mit großen Medien zusammengearbeitet und wurde u.a. vom Stern interviewt.

Als Russland am 24. Februar in die Ukraine einmarschierte, bekam ich immer mehr Nachrichten und Anfragen von Freunden und Bekannten.
Denn wie der Zufall will, habe ich die 1990er als Unteroffizier im Nachrichtendienst verbracht. Sicher einer der abwechslungsreichsten, spannendsten aber auch anspruchsvollsten Jobs, den man in dieser Dienstgradgruppe machen kann.

Ich habe ursprünglich als wehrpflichtiger Panzermann angefangen, wurde vom Militärischen Abschirmdient überprüft, hatte Umgang mit geheimen Informationen, hatte viele Aus- und Fortbildungen, war im Einsatz und war u.a. beim Tactical Leadership Programme der NATO in Belgien stationiert. Ausgebildet wurde ich als Unteroffizier u.a. an der Offiziersschule der Luftwaffe.
Meine Stammeinheit, ein kleines Team aus kaum einem Dutzend Soldaten der Marineflieger, hat unter anderem baltische Hafenanlagen ausgewertet und die Ostsee beobachtet. Mein Fachoffizier war „undercover“ in Russland und hat einen neues Schiff für die NATO „ausspioniert“. Sein Vorgänger war nicht lange vor meiner Zeit in die so genannte Venusfalle getappt und in die DDR übergelaufen.
Eine grobe Übersicht finden Sie hier… (Klick)

Es war tatsächlich viel weniger dramatisch, als sich das anliest. Ich habe es einmal so beschrieben:
Wenn James Bond in einem geheimen Bunker mit großen leuchtenden Displays, Lageplänen und Computern steht und wichtiges Zeug spricht und im Hintergrund schlurft einer stumpf-doof mit einem Kaffee und einem Klemmbrett durch das Bild: Das war ich.
Vermutlich war es noch früh. Tschuldigung.

Zudem bin ich nun einmal doch irgendwie Journalist und habe deshalb wohl einen anderen Zugang und eine andere Perspektive auf Medienberichte. Und mein spätes Studium der Psychologie (Ausrichtung Kommunikationspsychologie) wurde nur durch zwei unfallbedingte Schlaganfälle beendet.
Irgendwie kam also alles zusammen, dass ich viele Dinge im Februer 2022 erklären und einordnen konnte.

Und so begann ich einen Tag später Medienmeldungen auf der Facebook Fanpage meines eigentlichen Blogs zu erklären. Einfach, verständlich, persönlich. Die Resonanz war so groß, dass ich mir eine Woche frei genommen habe, um mich nur damit zu befassen.

Die Klickzahlen waren für mich nicht entscheidend. Ich habe mein Auskommen; ich habe meine Nische, in der ich mich wohl fühle. Aber ich war schlicht überwältigt von der Resonanz.
Ich wurde überschüttet mit Danksagungen und langen Nachrichten. Jeden Tag hatte ich ein halbes dutzend Anfragen. Offenbar konnte ich Menschen helfen.
Denn wenn man etwas nicht versteht, dann entwickelt man eine diffuse Angst. Die einem unter die Kleider kriecht und nicht mehr schlafen lässt. Wenn der Mensch etwas einordnen kann, selbst wenn es bedrohlich ist, kann er damit besser umgehen.

So entstand – auch auf vielfache Nachfrage – die Idee, das auszugliedern und einen eigenen Blog zu machen. Freunde und sogar Geschäftspartner haben mir dazu geraten, das zu machen. Es sei endlich Zeit.
Auch wenn ich keine Aussicht und keinen Ehrgeiz habe, das mal relevant zu monetarisieren, habe ich trotzdem den Anspruch, dass es halbwegs vernünftig aussehen und abgearbeitet werden muss. Aber eine solche Homepage dauert Zeit, zumal ich ja meinen normalen Job auch noch nachgehen musste.
Also habe ich erst einmal eine Facebook Fanpage erstellt.

Innerhalb der ersten Woche erreichte diese Fanpage fast 1,2 Millionen Nutzer. Ein Posting, in dem ich den Anstieg der Spritpreise seit Kriegsbeginn dargelegt habe, wurde über 11.000 Mal geteilt. Und 1100 Mal kommentiert.
Ich würde sagen, das ist die Endstufe von „Da geht was.“

Ich denke, der Grund dafür ist recht einfach. Und eigentlich sogar der gleiche, warum Menschen Populisten und Verschwörungsspinnern hinterher laufen.
Die Welt wird immer schneller und immer komplexer. Medien nehmen sich selten die Zeit zu erklären. Zudem leben wir in einer Zeit der Agenturpresse. Irgendein anonymer Redakteur schreibt etwas bei einer Presseagentur, die Medien kaufen das und plötzlich sind die Blätter voll. Die Menschen sind aber bei dem Bild stehengeblieben, in dem ein rasender Reporter etwas ausführlich recherchiert und dann veröffentlicht. Nach meinem Empfinden machen das höchstens geringe einstellige Prozentanteile der heutige Medienlandschaft aus. Damit können die meisten nichts anfangen, sie verlieren vertrauen.

Und dann kommt einer wie ich, sagt „Ich bin dieser und jener, das sind die Fakten, das denke ich darüber“. Das ist einfach, das hat ein Gesicht. Es hat Street Credibility und Eier. Damit können die Menschen etwas anfangen. Ich bin unperfekt, ich erheben keinen Anspruch auf eine Wahrheit. Ich scheiße auf eine Political-Correctness-Doktrin, respektiere jeden der mich respektiert und verwende Wörter wie „Hodenkobold“.

Natürlich bin ich nicht so blauäugig und mache eine Seite nur zum Krieg.
Mein Thema waren schon lange Verschwörungsmythen, Propaganda, die Funktionsweise der Kommunikation in Zeiten des Netz 2.0. Schon häufiger habe ich Beiträge zu Corona bzw. den Umgang damit veröffentlicht. Aber ich habe nie geglaubt, dass meine Meinung so wichtig wäre, dass ich dafür einen eigenen, persönlichen Blog starte.

Durch diese wirklich anstrengende Zeit wurde ich überzeugt, dass man es den Menschen zumindest anbieten sollte. Gegen Propaganda, gegen alternative Fakten, gegen die populistischen Rhetorik. Die von vielen genutzt werden, die sich einen persönlichen Gewinn durch die Verunsicherung anderer versprechen.
Auch deshalb der Name „Ungesunder Menschenverstand“.

Hier sind wir nun. Ich schreibe diesen Text, den Sie nun lesen.
Braucht die Welt diesen Blog? Nein, sicher nicht.
Aber vielleicht kann ich damit ja dem ein oder anderen helfen. Das reicht eigentlich schon. Und mir gibt es die innerliche Genugtuung, den Propagandisten, Populisten und Manipulatoren jedweder Couleur nicht einfach das Feld zu überlassen.

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