Ein typischer AfD-Wähler-Kommentar zerlegt

Einfach so

Ich setze mich nicht mehr lange mit Rechtspopulisten und anderen Knallchargen auseinander.
Aber bei diesem Kommentar war es mir ein Bedürfnis, mich entspannt dazu zu äußern. Denn man kann an den Argumenten fast schon schmecken, wie Rechtspopulisten ticken.
AfD-Wähler in a nutshell, quasi.

Am vergangenen Samstag habe ich auf der Facebook Fanpage einen längeren Kommentar veröffentlicht. Ich habe mir das Tags zuvor veröffentlichte, absurde „Sofortprogramm einer AfD-geführten Bundesregierung“ durchgelesen und aus dem Lamäng mal Ansage gemacht, was für ein Mumpitz diese Partei da von sich gibt.
Der Beitrag wurde bisher über 1000 mal geteilt und über 35.000 mal gelesen.
Ich habe ihn daher auch hier auf der Homepage veröffentlicht, um ihn zu „archivieren“.

Nur durch Zufall habe ich den folgenden Kommentar gesehen. Denn er enthielt gleich zwei externe Links. Weshalb er auf der Fanpage ausgeblendet wird, um Gish-Galopp zu verhindern.
Um es übersichtlicher zu machen, kennzeichne ich die Passagen des Kommentatoren, in denen er mich zitiert, durch fette Schrift.
Der Kommentar ist eins zu eins kopiert, Rechtschreibfehler wurden übernommen.

AfD-Wähler in a nutshell

sorry,. selten so einen dümmlichen, ideologisch inspirierten und teils verfassugnsfeindlichen Quatsch gelesen
Man weis gar nicht wo man anfangen soll. Ich nehmen nur mal ein paar Beispiele raus:

Alleine mir einfach mal zur Begrüßung Verfassungsfeindlichkeit zu unterstellen reicht, um den Nutzer zu sperren. Sein Profil und der Rest des Kommentars trugen dann ihren Teil bei.

1) Zitat: »Fordern und Fördern« habe ich schon mal erklärt. Für die AfD bedeutet das Zwangsarbeit.

Das sind glatte FakeNews und linek Verschwörungserzählungen!
„Zwangsarbeit“ steht nirgends imm AfD Parteiprogramm – und faktisch hat das in der Histoerie immer nur im Sozismus gegeben, – nicht in der Marktwirtschaft und in einem ordnungspolitischen Rechtsstaat (den die AfD wieder „reloaden“ will) , – die auf Vertragsrecht beruhen und in der „fordern und Fördern“ genau das heisst, was es heisst: Leistugnsgerechtigkeit! Derjenige, der was bekommt, bekommt das nur dann wenn er bereit ist, was für andere zu leisten!

Ich bin nicht sicher, ob bei der Orthographie „Sozismus“ ein weiterer Fehler ist, oder ob das eine neue Wortschöpfung wie „Messer-Männer“ und „links-grün-versifft“ ist.

Es ist leicht nachzuprüfen, dass es beispielsweise auch im deutschen Kaiserreich sowohl vor dem Ersten Weltkrieg Zwangsarbeit gab, als auch währenddessen. Ebenso im japanischen Kaiserreich im Zweiten Weltkrieg. Beide Staaten stehen sicher nicht im Verdacht „sozistisch“ gewesen zu sein.
Dass es unter den Nationalsozialisten Zwangsarbeit gab, sollte jedem Deutschen bekannt sein. Aber da kann man das Argument vorhersehen, dass das ja auch „Sozisten“ waren, weil sie sich einen Namen mit „Sozialismus“ gegeben haben.

Hinter dem Begriff „ordnungspolitisch“ versteckt sich Wirtschaftsliberalismus. Die Großen fressen die kleinen. Er wird definiert als die „Institutionen, Gesetze, Regeln und Handlungen verstanden, die es ermöglichen, die Wirtschaft nach den Prinzipien von Markt und Wettbewerb zu organisieren“.
Das wird – ob bewusst oder unbewusst – geschickt mit dem Begriff „Rechtsstaat“ verknüpft. Der vor allem bei denen positiv besetzt ist, welche die AfD wählen. Zucht und Ordnung müssen her!

„Vertragsrecht“ kann man in diesem Kontext als Code verstehen, hinter dem sich der liberale Ansatz versteckt, Einschränkungen wie beispielsweise den Kündigungsschutz zu lockern.

Was die AfD plant, so unkonkret sie sich auch gerne äußert, ist eine verpflichtende Arbeit für Menschen, die mehrere Monate ohne Arbeit sind. Nun kann man über Neidkultur und ähnliche Faktoren trefflich streiten. Am Ende des Tages reicht jedoch ein Blick auf die Definition von Zwangsarbeit.

„Als Zwangsarbeit werden Tätigkeiten bezeichnet, zu denen Menschen unter Androhung einer Strafe oder eines sonstigen empfindlichen Übels gegen ihren Willen gezwungen werden.“
Wikipedia, „Zwangsarbeit“, abgerufen 04.09.23

Die BRD ist ein Sozialstaat. Entsprechend der Menschenrechte der UN garantiert dieser Staat jedem Menschen, ob alt, behindert, schlecht gebildet oder selbst arbeitsunwillig, ein soziales Netz. Eine Grundversorgung aus Essen, Dach über dem Kopf und eine Buchse am Arsch. Und das ist gut so. War 1949 so geplant. Reicht doch, dass unterm Kaiser Menschen auf den Straßen verhungert sind.
Ich hatte es bereits in einem anderen Beitrag aufgedröselt: Bei der letzten Bundestagswahl waren 17% der AfD-Wähler arbeitslos. Es wäre doch spannend denen einfach einmal zu erklären, was die AfD da vorhat. Denn woran es am häufigsten bei der Klientel mangelt ist, die Forderungen der wirtschaftsliberalen AfD mit den Konsequenzen für die eigene Situation abzugleichen.

Leistungslose Einkomen erlangen nur Sklavenbesitzer!
Die Nettosteuerzahler sind keine Sklaven der Sozialarbeiter und sonstigen Steuergeldempfänger, die produktiv arbeiten könnten, aber es nicht tun, sondern nur ihre destruktiven Hobbys pflegen und Leistungsträger ausbeuten wollen!

Zunächst erbringen auch Sklavenbesitzer eine Leistung. Sie müssen in die Sklaven investieren, in der Hoffnung, die Investition wieder erwirtschaften zu können. Dann haben sie einen nicht zu unterschätzenden Verwaltungsaufwand. Denn wenn sie nicht aufpassen, laufen die Sklaven womöglich weg.
Die Aussage ist rein kaufmännisch also falsch.

Hier offenbart sich aber wunderbar das einfache Weltbild des Kommentators. Auf der einen Seite die, die etwas durch harte, vermeintlich ehrliche Arbeit erwirtschaften. Und auf der anderen Seite die, die sich „destruktiv“ auf deren Rücken ausruhen.
Auch da wäre es müßig, die Arbeitsteilung in Gesellschaften seit der Antike zu erläutern. Ich haue nur mal so Bauern und Ritter rein. Aufgekommen ist das Bild des stolzen Arbeiters übrigens erst während der Industrialisierung. Irgendwo zwischen „Stadtluft macht frei“ und „Arbeit macht frei“.

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