AfD: Keine Rente und Zwangsarbeit

Die meisten wissen nicht, was sie da wählen

Dieser Beitrag ist am 04. August 2023 auf der Facebook Fanpage erschienen. Ich habe ihn hier frei zugänglich für Leser veröffentlicht, die kein Facebook habe

Also ich würde ja viel Geld darauf wetten, dass die meisten AfD-Mitläufer gar nicht wissen, was sie da wählen wollen. Es kann jeder den Selbstversuch machen: Diesen Text einem potentiellen AfD-Wähler des Vertrauens schicken und fragen, ob es ihm klar war.

Die AfD trumpft mit populistischen Themen. Welche die allermeisten gar nicht direkt betreffen.
Das wird auch dadurch erreicht, dass die derzeitige Politik als der Untergang Deutschlands verkauft wird. Woran auch immer man das festmacht.

Fragt man die Menschen, wie sie selber von der ganz schlimmen Politik betroffen sind, kommt meist keine Antwort. Oder die populistischen Phrasen werden wiederholt.

Eigentlich müsste ich die Sozialpolitik der AfD klasse finden. Denn ich bin selbstständig. Ich würde bevorzugt.
Manche Sachen, wie das Bürgergeld, würden mich auch eher nicht betreffen. Oder die Gesundheitspolitik. Weil ich mich eh selber darum kümmern muss.

Das lustige ist, dass es aber genau die interessieren sollte, die die AfD wählen wollen.

Gegen Bürgergeld

Beispielsweise ist die AfD gegen das Bürgergeld. Stattdessen will sie eine „aktivierende Grundsicherung“. Das ist einfach nur ein Code dafür, die Arbeitslosen zur Arbeit zu zwingen. „Den faulen Säcken mal in den Arsch treten!!!“

Der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der AfD Norbert Kleinwächter hat es gerade erst für Stammtische mundgerechter formuliert: Die Arbeitslosen sollen „nicht verlernen, in der Früh aufzustehen. Damit sie nicht lernen, auf der Couch zu liegen.“ Da frohlockt das deutsche Selbstbild.

Beispielsweise sollen Arbeitslose nach sechs Wochen Arbeitslosigkeit zu einer Art Zwangsarbeit verdonnert werden.
Da ich über meinen gemeinnützigen Verein mit etwa 150 „Ein-Euro-Jobbern“ da etwas Erfahrung habe: Das bedeutet in der Praxis, dass man für diese Menschen etwas finden muss, was sie können. Sie würden also mit hoher Wahrscheinlichkeit dann beispielsweise Müll im Stadtzentrum aufsammeln.

Viele Sachen dürfen sie gar nicht machen. Weil es einerseits Probleme bei der Versicherung gibt und andererseits Probleme mit anderen Berufsfeldern. Denn die haben auf viele Jobs ein quasi-Monopol. In Deutschland darf nicht einfach jeder eine Wand verputzen, der dafür keine Ausbildung hat. Jede Handwerkskammer würde da an die Decke gehen. Und der Maurer darf auch keine Kabel legen.

Ein Langzeitarbeitsloser ohne Ausbildung hilft im Kindergarten? Na erzähl das mal den Eltern. Ein Arbeitsloser hilft bei einem Privatunternehmen? Na dann viel Vergnügen mit dem Wettbewerbsrecht.

Zwangsarbeit, nur mit anderem Namen

Darüber haben die Populisten sich offenbar wenig Gedanken gemacht. Sie nennen das „Einführung von Bürgerarbeit“. Hört sich auch angenehmer an als „Zwangsarbeit“. Vielleicht sollten diejenigen noch ein erkennbares Zeichen auf der linken Brust tragen? In Gelb oder Pink vielleicht?

Kleinwächter möchte auch eine „Umstellung auf Sachleistungen bei Regelverletzungen“. Was bedeutet, der Arbeitslose, der mal nicht zu einem Termin erscheint, bekommt gar kein Geld mehr. Er bekommt eine spezielle Debitoren-Karte, mit der er dann im Supermarkt das Nötigste einkaufen kann. „Um über die Runden zu kommen“… Zitat. Da würde mich die Statistik dann interessieren: Wie viele alleinerziehende Mütter mit der Armutskarte zahlen müssen, weil die Kindsväter ihren Verpflichtungen nicht nachkommen.

Kleinwächter hat übrigens Vergleichende Literatur in den USA und in Deutschland Englisch, Romanistik und Theaterwissenschaften studiert. Das ist sicher die Qualifikation von der alle Reden, welche die Grünen nicht haben.

Überdurchschnittlich viele Arbeitslose

Das wirklich Spannende daran ist jetzt, dass bei der letzten Bundestagswahl 17% der AfD-Wähler Arbeitslose waren. Das ist bei einer Arbeitslosenquote von unter 6% irgendwie nicht so ganz die Normalverteilung. Richtig gelesen: Fast jeder fünfte AfD-Wähler war arbeitslos. Das sind die, die bei „Spaziergängen“ gegen das „faule Pack“ skandieren, das „uns“ auf der Tasche liegt.
Jeder dritte Arbeitslose würde derzeit die AfD wählen.

Also entweder sie sind zu doof selber mal das Programm zu lesen und zu verstehen, oder sie sind zu doof zu verstehen, was eigentlich „rechts“ bedeutet.

Rente an der Lebensarbeitszeit bemessen

Die Rente will die AfD übrigens nicht mehr am Lebensalter bemessen. Sondern an der Zeit, die man eingezahlt hat. Der Vorsitzende Jörg Meuthen hat 45 Jahre vorgeschlagen.
Das ist auch lustig. Denn laut DGB schaffen derzeit nicht einmal 70% diese 45 Jahre bis zum Rentenalter.

Die Lebenswege werden immer komplexer. Ich habe so das Gefühl, dass viele gar nicht verstanden haben, was das in der Praxis bedeutet.

Angenommen jemand macht seine Lehre und beginnt mit 19 in die Rentenkasse einzuzahlen. Er wird auch nie arbeitslos. Aber mit 38 macht er sich selbstständig. Er macht einen Kiosk auf oder sie ein Nagelstudio. Nach 10 Jahren läuft das nicht mehr und er oder sie kehrt zurück in ein Angestelltenverhältnis. Das bedeutet, sie hätten erst mit 74 Anspruch auf Rente. Wenn er oder sie nicht zwischendurch auch noch arbeitslos wird. Was nach 10 Jahren aus dem Job mit einem Lehrberuf mehr als wahrscheinlich ist.

Klar kann er oder sie auch vorher in Rente gehen. Nur dann gibt es halt nur das, was in 10 Jahren Selbstständigkeit und privat angespart wurde.

Für mich würde das beispielsweise bedeuten, dass ich in meinem Alter niemals auf die 45 Jahre kommen würde. Und das wiederum bedeutet, dass meine Rentenansprüche aus den zehn Jahren, die ich diesem Staat als Soldat gedient habe, einfach verfallen würden. Danke für den Respekt.

Die Folgen

Das bedeutet, wir würden eine Zwei-Klassen-Gesellschaft werden. Diejenigen, die sich von vorn herein dazu entschließen, sich selber um ihre Rente zu kümmern. Und diejenigen, die Arbeitnehmer sind. Und die werden nie wieder da rauskommen. Weil sie nie sicher sein können, die 45 Jahre vollzumachen oder in der Selbstständigkeit genug ansparen zu können. Sie werden immer gezwungen sein, jeden möglichen Job anzunehmen. Was immer schwerer werden wird, da ein Dittel dieser Jobs im nächsten Jahrzehnt wegfallen werden. Völlig egal, wer regiert.
Nochmal: Völlig egal, wer regiert.
Sie werden auf der untersten Schiene der sozialen Leiter festgenagelt.

Die Verteilung der angeblichen Mitte

Ach nein, die unterste Leiter sind ja Arbeitslose. Die gute Chancen haben, mit so genannten Transferleistungen bis zum preiswerten Begräbnis durchzumarschieren. Da Kremieren teuer ist, wären IKEA-Tüten vielleicht eine Option. Irgendwo auf dem Acker, Friedhöfe kosten.

Bei der letzten Bundestagswahl waren 19% der AfD-Wähler „Arbeiter“. 11% waren „Angestellte“. Die sollten vielleicht doch nochmal nachschlagen, würde ich sagen.

Nach Bildungsabschlüssen haben 14% mit Hauptschulabschluss und 17% mit Mittlerer Reife die AfD gewählt. Nur 11% Abiturienten und 7% Akademiker. Die angebliche bürgerliche Mitte, die die AfD repräsentieren will. (Quelle: Forschungsgruppe Wahlen)
Inzwischen schließen aber 51% mit dem Abitur ab. Das ist die neue Mitte. Tut mir leid, wenn es weh tut.

Zum Vergleich kamen die SPD mit 23%, die CDU mit 21% und die Grünen mit 23% mit einem „hohen Bildungsabschluss“ auf etwas andere Zahlen. Quelle Statista, wo die AfD sogar nur auf 6% kam.

Es tut mir leid, aber ich bleibe dabei: Die AfD ist die Partei der Dummen. Die Kälber wählen ihren Metzger selber.
Nicht wegen der Bildungsabschlüsse. Sondern weil sie sich durch markige Parolen einkaufen lassen.

Und das waren nur zwei Punkte aus einer langen Liste.
Glaubt mir nicht. Lest nach. Ist alles offen.
Deutschland zu erst. Keine Ausgaben für andere. Keine soziale Hängematte für Nassauer.

Aber glaubt mir: Von dem eigesparten Geld werdet Ihr nicht einen Cent sehen.
Nicht einen.

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