Wie die Sanktionen wirken

Die Neuordnung der Welt

Wir befinden uns in einem Wirtschaftskrieg mit Russland. Das schärfste Schwert ist die Sanktion. Doch angeblich ist dieses Schwert stumpf. Das wird vor allem durch die russische Propaganda verbreitet. Und es wird von vielen Menschen aufgenommen. Und Unfug erzählt.

Zunächst einmal geht es dabei um Volkswirtschaft. Und das ist ein stinklangweiliges Geschäft.
Zum zweiten wurde der Eindruck vermittelt, die Sanktionen würden sehr schnell Wirkung zeigen. Doch damit wird eine völlig falsche Erwartungshaltung erzeugt.
Die Frage ist eigentlich schon, was damit gemeint ist, dass Sanktionen wirken.

Inzwischen sind dazu haufenweise Berichte von Medien, Organisationen und Staaten erschienen. Trotzdem habe ich das Gefühl, dass da ganz viele Dinge nicht verstanden wurden. Was es der russischen Propaganda natürlich sehr leicht macht.

Also habe ich auf der Facebook Fanpage nachgefragt, ob noch Interesse besteht, das zu erklären. Mit überwältigender Resonanz. Nun muss ich versuchen, das aufzudröseln.

Durch den Einmarsch in die Ukraine wird sich das Machtgefüge dieser Welt komplett ändern. Und das wird nicht damit enden, dass der Krieg endet oder die Sanktionen beendet werden. 2022 wird in den Geschichtsbüchern stehen.

Ich werde auf aufwendige Quellenangaben verzichten. Das ist hier ein Blogbeitrag und keine Studie. Wer mag, wird im Text ausreichend Quellen finden, um zu suchen und zu prüfen.

Im Folgenden werde ich versuchen darzulegen, wie Wirtschaft und Sanktionen funktionieren. Und warum man das nicht am Rubel ablesen kann. Im zweiten Teil werde ich darlegen, wie es in Russland selber aussieht und warum wir kaum Informationen bekommen. Und im letzten Teil werde ich anhand einiger Beispiele aufzeigen, wie sehr die Sanktionen wirken und ein Fazit ziehen.

Die Betriebswirtschaft in der Volkswirtschaft

Im Grunde funktioniert jeder Staat wie ein Unternehmen.
Stellen wir uns also einfach vor, Russland wäre ein Unternehmen. Ein großer Konzern. Nennen wir ihn Roswita aus Ennepetal.

Roswita produziert vieles selber. Aber ein Unternehmen kann ja nicht dadurch florieren, dass es Dinge für sich selber produziert. Es muss Gewinn erwirtschaften und Sachen verkaufen. Umso mehr es an andere verkauft, umso besser geht es dem Roswita Konzern und seinen Mitarbeitern.

Roswita verdient vor allem an zwei Dingen: An den fossilen Brennstoffen, die unter Ennepetal liegen. Und an Militärtechnik. Nebenbei produziert Roswita auch Metalle. Weil es ja die Brennstoffe hat, um diese zu verarbeiten. Aber das tun viele andere Unternehmen auch.
Diese beiden Produkte machen den größten Batzen des Einkommens von Roswita aus.

Eigentlich steht der Roswita Konzern damit schon auf wackeligen Beinen. Denn jeder Konzern versucht sich möglichst „breit“ aufzustellen. McDonalds macht die meiste Kohle mit Immobilien und nicht mit Burgern. Bayer verkauft von Aspirin bis Pflanzenschutz alles, Nestle macht Kinder- und Tierfutter und Siemens baut Kühlschränke und Eisenbahnen.

Das erste Roswita Werk in Ennepetal, Rückansicht (ca. 1923)

Die eigene Währung

Nun hat Roswita so viele Angestellte, dass sie wie eine Spielbank eigene Jetons hat. Das fing als Münzen für die Kantine an. Und man kann die anderen Produkte, die Roswita sonst noch herstellt, damit kaufen. Nennen wir sie Rosko.

Die Kantine bei Roswita war preiswert, weshalb viele Mitarbeiter aus den umliegenden Unternehmen dort zu Mittag aßen. Also wollten auch Leute Rosko haben, die gar nicht bei Roswita gearbeitet haben. Sie konnten sie in Euro tauschen und wieder zurücktauschen.
Und Produkte von Roswita mit Rosko zu bezahlen war preiswerter. Manch einer hat versucht, vorher sein Geld in Rosko zu tauschen, um sich dann ein Auto oder einen Liter Benzin von Roswita zu kaufen.

Das bedeutet das Prinzip von Angebot und Nachfrage. Denn das gilt nicht nur für die Produkte von Roswita. Sondern auch für den Rosko. Geld ist ein Handelsgut.

Hinweis: Ein Staat muss keine eigene Währung haben. Die offizielle Währung in Ecuador ist der US-Dollar.

Die Stabilität der Währung

Dieses ganze Roswita-Modell dient nur dazu, die Situation herunterzubrechen. Und den eigentlich eher unwichtigen Faktor zu erklären: Die Stabilität des Rosko.

Für Viele ist der entscheidende Faktor, ob die Sanktionen wirken, der Wert des Rosko. Sie schauen auf den Google-Rechner und sehen: Der Rosko ist sogar mehr wert als vorher. Also kombinieren sie messerscharf, dass es Roswita wirtschaftlich gut geht.

Das wäre auch vollkommen richtig, wenn der Rosko ein Produkt wäre wie jedes andere auch. Wenn es einen freien Markt geben würde. Aber das ist ja eben nicht der Fall. Der Roswita-Konzern hat ganz viele Möglichkeiten, Einfluss auf den Rosko zu nehmen.
Und genau das hat der Roswita Konzern getan. Er hat den Rosko künstlich stabilisiert.

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