Wie die Sanktionen wirken

Die Neuordnung der Welt

Daten, Zahlen und Umfragen

Kommen wir also endlich zur Kernfrage: Woher wissen wir also überhaupt, ob es einem Staat gut geht? Oder ob Sanktionen wirken?

Richtig: Aus Zahlen und Statistiken.
Und das drängt sofort die nächste Frage auf: Woher kommen diese Zahlen und Statistiken?

Im Fall von Deutschland kommen sie beispielsweise von Industrieverbänden. Oder aus den Bilanzen von Unternehmen. Sie kommen von verschiedenen Behörden und Ministerien. Und sie kommen von Organisationen und Umfragen.
In einer freien und pluralistischen Gesellschaft haben wir ganz viele verschiedene Quellen. Und das macht es dann ziemlich sicher, Aussagen treffen zu können. Das ist ein wissenschaftlicher Grundsatz. Umso mehr Daten aus umso mehr Quellen, umso zuverlässiger wird das Gesamtbild.

Angenommen das Sozialministerium veröffentlicht, dass wir alle reich werden. Da würden sich ja sofort Experten und Organisationen drauf stürzen, um das zu prüfen. Vermutlich würde sogar andere Ministerien sagen „Öh, Moment mal…“

In Russland gibt es so etwas nicht.

Die russische Datenkontrolle

Ein großer Teil der russischen Unternehmen sind längst wieder verstaatlicht. Hinzu kommt eine massive Zensur der Medien, eine freie Berichterstattung findet nicht mehr statt.

Die Hauptquelle für Kennzahlen und Daten ist Rosstat, der „Föderale Dienst für staatliche Statistik“. Und der gehört zum „Ministeriums für wirtschaftliche Entwicklung“.
Klar, so etwas gibt es auch in Deutschland. Das statistische Bundesamt. Aber wie bereits erklärt ist das hierzulande nur eine Quellen von vielen.
Rosstat ist für fast alles die einzige Quelle.

Und genau da setzt die Präsentation der Yale Universität an. Und hat sich das mal anhand von anderen Zahlen angeguckt und abgeglichen.

Dabei ist zu beachten, dass die Daten alle von spätestens Juli stammen. Wir sprechen also eigentlich vom Zustand von vor ein paar Monaten.

Die Yale Präsentation

Was die Yale Universität herausgebracht hat, ist eigentlich keine „Studie“. Sondern ein Paper, dem eine Präsentation angehängt ist.

Die Yale Universität ist eine Elite Universität und eine der renommiertesten weltweit. Federführend war das „Leadershipt Institute“, dem die fünf hochrangigen Autoren angehören. Hinzu kommen aber weitere Helfer, beispielsweise von Goldman & Sachs, der Elite-Universität Columbia, Pepsi, der Investment-Bank Moelis & Company, der Berühmten Beraterfirma McKinsey und und und.

Natürlich kann ich nicht 118 Seiten des Papers übersetzen. Daher beschränke ich mich auf einige Key Points:

  • Statistiken und Daten, die nicht mehr veröffentlicht werden: Monatliche Öl- und Gasproduktion, alle Export und Import Daten, alle Informationen zu Kapitalbewegungen, Bilanzen und Finanzmitteilungen großer Unternehmen, Daten der Zentralbank, Daten zum Volumen des Flugverkehrs
  • Die Zahlen des Kremls zeigen, dass Gas- und Ölverkäufe bis Juli um die Hälfte gefallen sind.
  • Berichte von Rosstat werden vom Kreml einbehalten.
  • Die Gas-Importe der EU machten nur 46% des Gesamtmarktes aus. Umgekehrt gingen jedoch 83% der russischen Exporte in die EU, 12% in ehemalige Sowjet-Staaten und 2% nach China.
  • Der Gasexport kann nicht von Europa nach China umgeleitet werden. Das Gas für Europa kommt von der Jamal Halbinsel und aus West-Sibirien, das Gas für China (und Indien) kommt aus Ost-Sibirien. Die Pipeline Systeme sind nicht miteinander verbunden.
  • Die inzwischen sanktionierten Öl-Exporte machen drei Viertel des Gewinns auf diesem Sektor aus, weit mehr als Gas. Mehr als die Hälfte davon ging an Europa.
  • China hat mehr Öl von Russland gekauft. (Bruchteile dessen, was zuvor an Europa verkauft wurde.) Aber mit einem Nachlass von 35 Dollar/Barrel, was etwa 40% entspricht.
  • Die Importe Russlands sind einen Monat nach dem Einmarsch in die Ukraine schlagartig unter den Stand von 2017 gefallen.
  • Haupt-Exporteur nach Russland war China, direkt gefolgt von Deutschland. Die größten Ziele für Exporte aus China sind jedoch die USA, Japan, Deutschland… Russland steht auf Platz 11. China ist für Russland viel wichtiger als Russland für China.
  • Die Verkäufe der importierten Automarken ist bereits im Juli um 90% abgestürzt.
  • Laut Zahlen der russischen, mehrheitlich staatlichen Sberbank ist der Konsum seit dem Einmarsch in die Ukraine um 20% abgesackt.
  • Das in Russland verfügbare Volumen an ausländischer Währung ist um 75 Milliarden Dollar abgestürzt. Die Forscher bezeichnen das als „Ausbluten“. Nicht einberechnet sind die etwa 300 Milliarden Dollar eingefrorenem Kapital im Ausland.

Eine anschauliche Grafik

Das sind sehr trockene Zahlen. Man kann das sehr schön anschaulicher machen.

Die Yale University erstellt selber seit Monaten eine Liste von Unternehmen, die ihre Aktivitäten in Russland eingestellt haben. Es sind inzwischen über 1000.
Diese 1000 Unternehmen stellen etwa 40% des russischen Bruttoinlandsprodukts dar.

Die dänische Tageszeitung Politiken hat sich einmal die Mühe gemacht und einige der Firmen-Logos abgebildet:

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