Vergleich: Leopard II gegen russische Panzer

Für Dummies

Gestern hat Deutschland bekanntgegeben, Leopard an die Ukraine zu liefern. Und allen anderen Ländern die Lieferungen zu genehmigen. Und nun fragen natürlich viele, wie gut die Leopard wirklich sind. Und wie sie im Vergleich zu den russischen Panzern abschneiden.
Ein Versuch der Einordnung.

Die größte Schwachstelle des Leopard II? Ihm gehen zu schnell die T-72 aus.
Wie nennt ein deutscher Panzermann einen russischen Tank? Servierfertig.

Wahrscheinlich könnte ich ziemlich lange markige Sprüche raushauen. Die sogar ein Fünkchen Wahrheit enthalten. Aber darauf kommt es gar nicht an.
Ebenso wenig wie technische Daten zu vergleichen und wie in einem Quartett-Spiel gegeneinander aufzurechnen. So etwas tun infantile Naive. Verdrängend, dass echte Menschen in den Blechbüchsen sitzen und sterben.

Ich möchte eine für Laien verständlichen Vergleich versuchen.
Womit dann sicher diejenigen nicht zufrieden sein werden, die nur Strategiespiele auf der Playstation gewohnt sind. Oder einfache Antworten.

Golf gegen Mercedes

Zunächst sollte man sich klar machen, dass ein direkter Vergleich nur das Verhältnis der Qualität darstellen kann. Doch die russische Doktrin und Mentalität setzt auf Quantität.

Deshalb ist der Vergleich zwischen einem Leopard II und einem T-72 eigentlich der Vergleich zwischen einem Golf II und einem modernen Mercedes Kombi mit ABS, elektronischem Fahrassistenten, Anhängerkupplung (im Norden „Agrarhaken“ genannt) und Dachgepäckträger.

Der T-72 ist der mit Abstand am häufigsten verwendete Kampfpanzer in der Ukraine. Und mit irgendetwas muss man ja anfangen.
Hinzu kommen viele T-62, die aus der Mottenkiste geholt wurden. Und in russischen Rüstungswerken (Uralwagonsawod) werden seit Monaten Schichten gefahren, um T-72 „aufzurüsten“. Die T-62 aufzurüsten haben die staatlichen (!) Rüstungskonzerne verweigert. Offenbar denken auch russische Ingenierure, man kann kein totes Pferd reiten.

Ein aufgemotzter T-72… eigentlich schon das Neuste, was so in der Ukraine rumfährt.

Legendenbildung

Zusätzlich wurden einige T-90 in der Ukraine eingesetzt. Diese sind eine Weiterentwicklung des T-72 und sollten mit dem Leopard in der damaligen Version (A4 bis A5) standhalten.
Im Einsatz hat sich nun aber gezeigt, dass er die gleichen Schwachstellen wie sein Vorgänger hat und die Verbesserungen deshalb wohl nicht so viel bringen.

Der legendäre T-14 („Armata“, T-15) bleibt wohl weiterhin eine Legende. Bis auf wenige Exemplare bei Paraden in Moskau wurde er bisher nirgendwo gesichtet. Noch weiß die Nato scheinbar von irgendwelchen Verbänden und Einheiten, wo er stationiert sein soll.

Jahreszahlen und Versionen

An den Zahlen erkennt man meist das Jahr, in der die Produktion begonnen hat. Das ist nicht immer so genau.
Beim Leopard II ist das etwas komplizierter. Die Rüstungskonzerne bieten eine „Kampfwertsteigerung“ an, und wenn die umgesetzt wird, bekommt das Auto einfach eine neue Versionsnummer.
Ich selber habe 1992 auf einem Leopard 2A4 gelernt. Die nun an die Ukraine geliefert werden sollen, sind die Version 2A6, die sich auch äußerlich stark unterscheidet. Derzeit sind aber einige in genau einem solchen Umbau auf die Version 2A7, einige davon sind bereits in der Truppe.
In dieser Version A7 ist der Leopard immer noch einer der besten Kampfpanzer der Welt. Ist der A6er auch schon. Er wird nur nicht als „modernster“ genannt, weil es eine Weiterentwicklung ist. Der aktive modernste ist der K2 „Black Panther“ aus Korea.

Die Polen, die auch an die Ukraine liefern wollen, haben die A4-Version aus Altbeständen gekauft. Aber sie haben inzwischen auch nochmal A5 gekauft.

Das macht sicher deutlich, wie schwer ein direkter Vergleich ist. Ich hatte das schon einmal versucht ansatzweise zu erklären.
Versuchen wir es trotzdem. Im Zweifelsfall gebe ich die Angaben der Version A4 wieder.

Persönliches Schmankerl:
Vermutlich war ich der einzige Marinesoldat, der ein rosa Schießbuch mit einem eingetragenen Leopard II Erstschusstreffer hatte. Teerlappen prägt.

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