Vergleich: Leopard II gegen russische Panzer

Für Dummies

Russen sitzen auf ihrer Munition

Und einen letzten Gesichtspunkt sollte man auch bedenken. Und das ist die Mentalität der Sowjetunion bzw. der Russen: Soldaten sind eine Masse, Verbrauchsmaterial. Das Wort „narodny“ (народни) ist mit „Volk“ nur unzutreffend übersetzt. Darin steckt das Verständnis eines Volkskörpers. Dessen Existenzgrund die Unterstützung der Führer ist.
Und das sieht man nicht nur an der schieren Masse von preiswerten, aber veralteten Panzern.

Die Munition beim T-72

Der Leopard hat zwei Munitionslager. Eins in der Wanne, neben dem Fahrer. Das zusätzlich für sich gepanzert ist. Und eins hinten links im Turm. Das hat eine „Sollbruchstelle“. Trifft ein Geschoss den Munitionsbunker, geht die Detonation nach oben hoch. Im Inneren rumst es sicher ordentlich. Aber nicht nur die Besatzung, sondern sogar der Panzer haben eine realistische Chance zu überleben.

Der T-72 hat so etwas nicht. Es ist noch schlimmer.
Die Besatzung sitzt auf einem Karussell, einer Trommel aus Munition. Wird das irgendwie getroffen, beispielsweise durch eine Granate, die von einer Drohne hinein geworfen wurde, fliegt nicht nur der Panzer in die Luft. Der tonnenschwere Turm wird teilweise mehrere Meter nach oben geschleudert.
Die Besatzung ist zerrissen, bevor sie „Bljad“ sagen kann.

Und weil die das wissen, nehmen sie die Füße in die Hand, sobald sie ernsthaft angegriffen werden. Es gibt inzwischen dutzende Drohnenvideos, in denen russische Tanks beschossen werden, plötzlich gehen die Luken auf und alles springt raus und läuft.

Munitionslager getroffen: Der T-72 wurde von der Seite getroffen, das Munitionslager ist detoniert und hat den ganzen Turm wie einen Sektkorken nach oben herausgeschossen.

Es kommt immer drauf an

Trotzdem weise ich nochmal darauf hin, dass das kein Strategiespiel ist.
Wie effektiv ein Kampfpanzer ist, hängt vor allem von der taktischen Führung ab. Und von der Ausbildung seiner Besatzung.

Ein getroffener T-72 detoniert.
Was da oben fliegt, ist der Turm.

Ich möchte auch sicher kein unreflektiertes Loblied singen. Beispielsweise haben die türkischen Leopard bewiesen, dass sie nicht unverwundbar sind. Und es gibt viele andere Faktoren zu bedenken. So ein Ding kostet ein paar Millionen, eine Panzerabwehrrakete nicht einmal ein Zehntel.
Doch bevor man über Reaktivpanzerung und „kybernetische Energie“ diskutiert, sollte man doch die Grundlagen verstehen. Vor allem, wenn man seit 2019 nur als Epidemiologe aktiv war.

Wird der Leopard beispielsweise in einer Panzerschlacht gegen T-72 eingesetzt, ist das Moorhuhn. Auch, wenn er gezielt und beweglich gegen einzelne russische Panzer eingesetzt wird.
Im Gefecht der verbundenen Waffen, also mit Panzergrenadieren, Aufklärung, Artillerie, dürfte kein russischer Panzer auch nur den Hauch einer Chance haben. Zumal gerade das genau das ist, wobei die Russen kläglich versagen. Sie führen Krieg wie 1960.

Der Leopard ist keine Wunderwaffe. Und bei über 1000 km Front werden ein oder zwei Kompanien sicher keinen großen Unterschied machen.
Wird eine Kompanie in die Ukraine geliefert, und die kommen auf die glorreiche Idee damit in einer Stadt in den Häuserkampf gehen zu wollen, verschenken sie damit genau die Vorteile, die Leopard und andere westliche Kampfpanzer haben. Taktik und Strategie des Ostens und des Westens unterscheiden sich grundlegend. Und die meisten Ukrainer dürften die Ost-Variante gelernt haben.
Wenn man nur einen Hammer hat, sieht halt alles wie ein Nagel aus.

Allerdings sind die bisherigen Ergebnisse, Flexibilität und Willen dazuzulernen beeindrucken. Die Ukraine wird militärisch gerade massiv verwestlicht. Gut gemacht, Putin mein друг.

Sie werden Angst haben

Die Kampfpanzer können der Ukraine beispielsweise dabei helfen, sollte Russland tatsächlich eine Großoffensive von Norden aus starten. Sie könnten dabei helfen, um gegen die Stellungen anzukämpfen, in denen die Russen sich im Winter eingegraben haben. Oder dabei, leichte Kräfte an eine besetzte Stadt heranzuführen.

Versucht man aus ihnen etwas zu machen, wofür sie nicht gemacht sind, oder sie einzusetzen wie die Russen derzeit ihre Kampfpanzer einsetzen, kann man sie eigentlich auch gleich in die Schrottpresse schicken. Dann sitzt wenigstens keiner drin.
Man reitet auch nicht mit einem Rennpferd zum Einkaufen.

Und es ist Aufgabe der Ausbilder, den Ukrainern das sehr deutlich zu machen. Nicht nur den Besatzungen, sondern auch der strategischen und taktischen Führung.
Kein anderes Waffensystem, das bisher geliefert wurde, verlangt so viel Know-how von seiner Besatzung und vor allem seiner Führung. Nicht in der Dosierung, sondern in der Anwendung und den Nebenwirkungen.

Und das macht hoffentlich deutlich, warum so viele Experten für Laien unverständliche Antworten geben. Oder scheinbar schwammig bleiben. Und warum ich selber gar nicht in die überaufgeregte Diskussion um Leopard-Lieferungen eingestiegen bin. Und sicher nicht über Panzerungen oder Hohlladungen diskutiere.

Ich glaube nicht, dass Russland Angst vor den paar Leopard hat.
Aber ich bin sicher, die russischen Soldaten haben Angst. Zumindest wenn sie überhaupt wissen, was da auf sie zurollt. Und das wird sich schnell herumsprechen.

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