Leserfrage: Was bedeutet „nicht einsatzbereit“?

Die Zahlenspielereien der Medien

Am Sonntagmorgen erhielt ich eine Leserfrage:
„…man liest immer: X Panzer sind nicht einsatzbereit. Aber was bedeutet das? ist da etwas entscheidendes kaputt, z.b. der Motor oder die Kanone und muss auswendig repariert werden? Warum ist der Anteil der nicht einsatzfähigen Geräte so hoch. eigentlich sollten die Dinger doch sehr robust sein. Oder sind es nur Kleinigkeiten wie ein kaputter Blinker und deutsches Beamtenturm verhindert einen Einsatz? Vielleicht kannst du so Laien wie mich mal aufklären und Licht in unser Dunkel bringen.“ [sic]

Eigentlich ist ja alles ganz einfach.
Es wird beschlossen Panzer zu kaufen, die werden geliefert, die Bundeswehr hat sie da stehen und dann haben sie einsatzbereit zu sein. Denn wenn man ein Auto kauft, muss man ja auch jeden Morgen damit zur Arbeit fahren.
Dieses Bild wird zumindest von den Medien vermittelt.

Wenn man einen Maybach kauft, muss man schon mal 300.000 € in die Hand nehmen. Dann wird aber auch jeder Schnickschnack auf einen persönlich abgestimmt. Von den Sitzbezügen bis zum elektrischen Fensterheber. Umso teurer so ein Ding ist, umso mehr wird es zu einem Unikat. Und er muss ständig gewartet werden.

Ein Leopard kostet aber nicht 300 Kilo, sondern das geht so ab 5 Millionen los. Genau kann man das nicht sagen, da es auf Menge, Wechselkurs, Inflation usw. ankommt. Die aktuellen sind teurer.
Fast alle anderen Nationen lassen sich eigene Funkgeräte einbauen, die Dänen haben sich Israelische Suchscheinwerfer draufpacken lassen, andere wollen andere Klimaanlagen und so weiter.

Und dann gibt es ja noch spezielle Spezialanfertigungen, wie Fahrschulpanzer oder Brückenlegepanzer, die aber alle auf dem Leopard 2 basieren.

Das macht vielleicht einmal deutlich, warum man eigentlich nicht von „Panzern“ spricht, sondern von Waffensystemen. Das ist nichts von der Stange.

Die Fristen, die Fristen

Das bedeutet auch, die Dinger werden regelmäßig gewartet und aktualisiert. Kleinigkeiten, wie beispielsweise neue Software für die Waffenanlage, neue Kettenpolster, und so weiter.

Und dann kommt die deutsche Bürokratie.
In den Dienstvorschriften ist vorgesehen, dass solche Panzer, LKW oder Flugzeuge regelmäßig gewartet werden müssen. Luftdruck und Ölstand wöchentlich, sowas machen die Einheiten selber. Weshalb die Fahrer und Kommandanten viel über die Technik lernen müssen. (Stichwort Ausbildung der Besatzungen.)
Und alle par Monate müssen sie in die die Instandsetzung, zur Überprüfung. In der Zeit sind sie natürlich nicht einsatzbereit.

Weil die Dienstvorschrift von einer jeweiligen Frist spricht, werden diese Checks nur „Fristen“ genannt.

Wenn ein Bataillon 55 Leopard auf einmal bekommen hat, werden natürlich auch die Fristen zur gleichen Zeit fällig. Was bedeutet, die müssten dann alle sechs Monate gleichzeitig in die Wartung. Das Bataillon kann in der Zeit also quasi dicht machen.
Was so natürlich nicht passiert.

Gepflegte Mangelwirtschaft

Und da oben drauf kommt dann ein Mangel, durch die jahrzehntelange Unterfinanzierung.
Schon in den 90ern wurden Filzlappen (aus Altstoffen!) rationiert, die als Wegwerfartikel eigentlich selbst für den Schuhputz verwendet wurden. Da sie aber immer knapper wurden, wurden sie nicht mehr ausgegeben. Denn sie waren ursprünglich dazu da, die Rohre der Leopard zu reinigen. Und dafür wurden sie benötigt. Man putzte seine Schuhe also zur Not mit Stoff-Taschentüchern der persönlichen Ausstattung, die gab es reichlich. Weil in den 90ern überraschenderweise schon Tempos erfunden waren.

Die Laufpolster der Panzer wurden nicht mehr ausgetauscht, weshalb für viele Fahrten lieber nur wenige Panzer benutzt wurden, um sie nicht alle abzunutzen. Und so weiter.

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