Leopard und Ukraine: Ein Crash-Kurs in Taktik

Wunderwaffe oder Hype?

Alle Panzer sind Panzer, aber nicht alle Panzer sind auch Panzer

Laien sagen zu allen Panzern Panzer.
Aber es gibt ganz verschiedene Panzer. Flugabwehrpanzer wie den Gepard oder Brückenlegepanzer, die wir ohne dicke Schlagzeilen auch schon an die Ukraine geliefert haben.

Die drei Waffengattungen finden sich auch in den Panzern wieder.

Die Artillerie, das sind die Haubitzen, welche die USA schon geliefert haben. Das sind aber keine Panzer. Sie sind nicht so mobil. Dafür billiger.
Deutschland hat ein paar Panzerhaubitzen 2000 geliefert. Die können schießen und bevor jemand zurückschießen kann, fahren sie schnell woanders hin. Die können bis zu 50 Kilometer vom Ziel weg stehen. Das heißt, die sehen den Feind oder die Front gar nicht. Und sie sind so genau, dass die aus weit voneinander entfernten Richtungen genau so schießen können, dass die Geschosse exakt zur gleichen Zeit einschlagen.

Die Infanterie, das sind die Schützenpanzer.
Natürlich gibt es auch Infanterie ohne Panzer. Aber hier geht es ja um Panzer.
Schützenpanzer sind eher leicht bewaffnet. Wobei die aktuelle Entwicklung im Westen das „leicht“ sehr relativiert. Moderne Schützenpanzer können aus der Fahrt schießen, mit einer Kanone, die wie ein MG funktioniert. Nur mit viel größeren Patronen. Und sie können sogar Raketen gegen andere Panzer schießen.

Der von den USA gelieferte Schützenpanzer Bradley ist so ein Panzer. Und ein recht moderner noch dazu. Komischerweise war davon in den deutschen Medien aber wenig zu lesen. Obwohl gerade die für die Ukraine wahrscheinlich viel wichtiger sind als die Kampfpanzer.

Denn die heißen Schützenpanzer, weil sie hinten noch eine Hand voll Schützen – also Infanteristen – mitnehmen können. Deshalb sind sie strategisch gesehen eine Mischung aus Infanterie und Kavallerie. So zu sagen eine Kavallerie, die ihr Pferd nur manchmal benutzt. In Militärdeutsch sagt man sogar noch „aufgesessen“ und „abgesessen“, je nachdem, ob die Infanteristen im Panzer sind oder draußen rumlaufen.

Die reine Kavallerie, das sind die Kampfpanzer.
Wie früher schon die prestigeträchtigste und mächtigste Waffengattung. Leopard II Besatzungen sehen sich als die Aristokraten der Kampfeinheiten, ähnlich wie die Jet-Piloten bei der Luftwaffe. Und deshalb berichten die Medien so viel darüber und deshalb haben die Russen offenbar echt Angst vor den deutschen Leos.
Kampfpanzer sind vor allem schnell, wendig und haben eine dicke Kanone.
Aber wie schon gesagt: So einfach ist das eben nicht. Denn sie sind nicht unverwudnbar und nicht überall einsetzbar.

Kommen wir also zur Strategie.

Das Gefecht der verbundenen Waffen

Die Hauptaufgabe der Kampfpanzer ist, andere Panzer zu bekämpfen.
Und darin sind die Leos unbestritten auch verdammt gut. Vermutlich der beste Kampfpanzer, der weltweit derzeit irgendwo in Verwendung ist. (Einen genauen Vergleich zu den russischen Panzern findet Ihr hier…)
Aber solche großen Panzerschlachten wie im Zweiten Weltkrieg gibt es nicht mehr. Wenn mal mehr als eine Handvoll Kampfpanzer zusammen irgendwo zu sehen sind, ist das schon ungewöhnlich.
Aber sie können Jagd auf andere Panzer machen.

Die zweite Aufgabe der Kampfpanzer ist, fremde Stellungen zu bekämpfen. Also wenn sich andere Soldaten beispielsweise in einem Haus verschanz haben. Denn sie brauchen ja nur auf das Haus schießen, und alles bricht zusammen.

Die dritte Aufgabe ist die „aufgesessene“ Infanterie zu begleiten. Welche in der modernen Kampfführung eigentlich die wichtigste geworden ist. Denn sie können die schwächer bewaffneten und gepanzerten Schützenpanzer ja super beschützen.

Aber Kampfpanzer können auch durch Panzerabwehr-Raketen bekämpft werden. Das sind die Spieße der Spießgesellen gegen die Pferde. Und dagegen helfen am besten andere Infanteristen, die auf diese Spießgesellen schießen.
Das Pfiffigste ist also, wenn Schützenpanzer mit Infanteristen und Kampfpanzer gemeinsam eingesetzt werden. Am Besten noch mit Hilfe der Artillerie. Sie beschützen sich gegenseitig und können gegen verschiedene Gegner unterschiedlich eingesetzt werden.

Und das ist der ganze Clou, um den es überhaupt geht!
Das nennt man im westlichen Militär-Sprech das „Gefecht der verbundenen Waffen“. (Modern auch „Operation verbundener Kräfte“)

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