Wie Russland die Nord Stream Pipeline sprengte

Eine heuristische Gegenüberstellung

Ockhams Rasiermesser

Damit dürfte klar sein, wer mein favorisierter Verdächtiger ist.
Ich möchte abschließend auf einige Dinge aufmerksam machen.

Die Heuristik beschreibt Methoden, in kurzer Zeit und mit wenig Informationen zu möglichen Lösungen oder Aussagen zu kommen.
Ein wichtiger Teil ist Ockhams Rasiermesser, das nach dem englischen Philosophen und Mönch Wilhelm von Ockham benannt ist. Es besagt, dass wenn es mehrere Theorien gibt, die einfachste zu bevorzugen ist. Die einfachste ist jeweils die, die mit den wenigsten Hypothesen oder Variablen auskommt. Wie mit einem Rasiermesser schneidet man alles Überflüssige ab.

Russland fackelte bereits vor der Sprengung an
der Erdgas-Verdichterstation Portovaya
lieber Millionen Kubikmeter Gas täglich ab,
als sie nach Deutschland zu liefern.

In allen Spekulationen, welche die USA als Täter erklären wollten, wurde ignoriert, dass längst kein Gas mehr durch die Pipelines floss und nach politischem Willen auch nicht mehr fließen sollte.
Nord Stream 2 war längst passé, die betreibende Gazprom Tochter befand sich bereits in der Auflösung. Habeck reiste durch die Welt um Ersatz zu finden und hatte entsprechende Deals (u.a. mit Norwegen) bereits abgeschlossen. Ein Umstand, der unter propagandistischem Grünen-Bashing in der Öffentlichkeit meiner Meinung nach gar nicht so wirklich wahrgenommen wurde. Ebenso wie die Beteuerungen der Netzbetreiber, es werde keine bedrohliche Knappheit geben. Einen Blackout gab es bis heute nicht und erfroren ist meines Wissens auch keiner.

Das unterstellte Motiv der USA, die Abhängigkeit Europas von Russland zu stören oder gar zum eigenen Vorteil umzukehren, war also zu dem Zeitpunkt der Sprengungen obsolet.

Hinzu kamen die eindeutigen und mehrfachen Äußerungen verschiedener Regierungsvertreter, so schnell wie möglich aus der Russischen Energie aussteigen zu wollen. Ein Umstand, den ich auf der Facebook Fanpage mehrfach erklärt habe. Russland drohte mittelfristig die wichtigste Einkommensquelle auszugehen, weshalb es in Zugzwang geriet.
Wovon es sich meiner Meinung nach auch in den nächsten Jahrzehnten nicht mehr erholen wird. Völlig unabhängig davon, wie der Krieg ausgeht.

Mit einem Knall

Und ein zweiter Aspekt ist für meine persönliche Beurteilung ganz entscheidend. Und das ist die Art der Sprengung.

Jeder andere Verdächtige hätte die Aktion meiner Meinung nach still, klamm und heimlich durchgeführt. Mit einer Schneidladung. Es hätte vermutlich Tage gebraucht um den Druckabfall erklären zu können.
Nur einer unserer Verdächtigen hatte ein Interesse daran, dass es mit einem Knall passiert und dadurch auch sehr schnell und dramatisch an die Öffentlichkeit kommt. Und das ist nun einmal Russland.

Das, und nur das, macht es auch erklärlich, warum die zweite Trasse Nord Stream 2 nicht gesprengt wurde. Um bei entsprechendem Aufbau politischen Drucks eine Hintertüre offen zu halten und damit eine einknickende deutsche Regierung gnädig mit offenen Armen zu empfangen. Wenn sie denn die Ukraine nicht unterstützt.
Man wäre nicht mehr an alte Lieferverträge gebunden, denn Nord Stream 1 war ja zerstört und damit alle Absprachen null und nichtig.

So konnte man mit einem minimalen Risiko der Eskalation einen sehr großen Effekt erreichen. Da die Sprengungen ja außerhalb der Hoheitsgebiete stattgefunden haben und somit keinen Angriff auf ein NATO-Mitglied darstellen.

Die Folgen

Die Debatten in der öffentlichen Meinung zeigen, dass der Effekt der Verunsicherung erreicht wurde. Zumindest was die Täterschaft anbelangt.

Und säße ich an verantwortlicher Stelle, hätte das ganz sicher zwei sehr konkrete Entscheidungen zur Folge.
Zum ersten, dass ich mich erst nach vielen Seiten der Unterstützung versichern würde, würde ich Waffen an die Ukraine liefern. Was von außen sicher als Zögern interpretiert, von Informierten und Partnern aber gelobt würde. Denn ich würde zuerst einschätzen können müssen, welche weitere Gefahr für die Versorgungssicherheit gegeben sind.

Zum zweiten würde ich sicher bei allen Partnern dafür werben, dass man die Täterschaft nicht veröffentlicht. Selbst wenn sie nachgewiesen würde. Denn das könnte zu einer Panik führen und damit zu unabsehbaren wirtschaftlichen Folgen.

Daher gehe ich nicht davon aus, dass wir vor Beendigung des Krieges erfahren werden, wer es war.
Obwohl ich sehr früh gesagt habe, dass die Verantwortlichen sicher längst wissen, wer dahintersteckt.

Anders wäre es im diplomatischen Usus nicht zu erklären, dass bereits einen Tag später die direkt betroffenen Staaten (nicht die USA!) öffentlich von einer vorsätzlichen Handlung sprechen. Noch bevor Taucher zu den 80 Meter tiefen Tatorten vordringen konnten.

Vielleicht werden wir es nie erfahren, zumindest in dieser Generation nicht.

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