Wie Russland die Nord Stream Pipeline sprengte

Eine heuristische Gegenüberstellung

Die üblichen Verdächtigen


Öko-Terroristen

Motive:
Es wird unterstellt, Umweltschutzaktivisten wie Fridays for Future oder die Letzte Generation hätten die Pipelines sabotiert, um die Verbrennung fossiler Energieträger zu unterbinden.

Gelegenheit:
Es ist nicht davon auszugehen, dass solche Aktivisten über die Mittel verfügen, unbemerkt Sprengstoff in 80m Tiefe einzusetzen.

Pros:

Cons:
Aus ökologischer Sicht wäre es widersinnig. Da klar war, dass sich Gas in der Leitung befindet (über 100 bar) und dieses bei einer Beschädigung in die Umwelt austritt. „Die Risse im Nord Stream-Erdgaspipelinesystem unter der Ostsee haben zu der wahrscheinlich größten jemals aufgezeichneten Freisetzung von klimaschädlichem Methan geführt.“ – Umweltprogramm der Vereinten Nationen


Ukraine

Motive:
Russland durch den Wegfall der Einnahmen aus dem Verkauf von Erdgas davon abhalten, die Kriegskasse zu füllen.

Gelegenheit:
Die Ukraine verfügt über keine Mittel, eine solche Aktion in der Baltischen See unbemerkt durchführen zu können.

Pros:

Cons:
Die durch die Ukraine verlaufende Transgaz Pipeline verfügt auf dem Hoheitsgebiet der Ukraine über drei Trassen und eine Verdichtungsstation. Die Ukraine hätte hier also ohne weitere Konflikte und unbehelligt das Gas abstellen können.


USA

Motive:

  • Die USA hat etwas gegen die Abhängigkeit Europas von russischen Energien.
  • Die USA wollen ihre eigenen Energien verkaufen.

Gelegenheit:
Die USA hätten sicherlich die Möglichkeiten gehabt. Auch unabhängig von der Anwesenheit von Marineschiffen im baltischen Raum während des Manövers BALTOPS 22, wo es sicher sogar schwieriger gewesen wäre.

Pros:
Der US-Präsident Biden sagte bei einer Pressekonferenz am 07.02.2022, bei einem Einmarsch Russlands in die Ukraine „wird es kein Nord Stream 2 mehr geben. Wir werden das beenden.“

Cons:

  • Die genannte Aussage Bidens fiel auf einer gemeinsamen Pressekonferenz nach einem Gespräch mit Olaf Scholz. Zwei Wochen später wurde das Projekt gestoppt. Es ist naheliegender davon auszugehen, dass mit „Wir“ Deutschland und die USA gemeint waren. Und dass das „Beenden“ eine diplomatische Lösung bedeutet, die dann ja auch eingetreten ist.
  • Deutschland deckt seine wegfallenden Gaslieferungen nur zu geringen Teilen durch amerikanisches (Fracking-) Gas. Sondern innereuropäisch, vor allem über Norwegen und die Niederlande. Das war zu erwarten. Der wirtschaftliche Nutzen für die USA ist eher gering.
  • Die vorherige Entwicklung zeigt, dass nicht nur kein Gas mehr geliefert wurde. Und auch von der Regierung keines mehr erwartet wurde. Sondern dass durch die neue Regierung ein klarer Willen bestand, zeitnah aus den russischen Energien auszusteigen. Das unterstellte Motiv war damit überholt.
  • Die USA hätten abwägen müssen. Zwischen einem Konflikt mit Deutschland (und allen anderen belieferten Ländern), wenn eine solche Sabotage aufgedeckt würde. Und dem Nutzen, den sie daraus ziehen könnten.
  • Solche Pipelines werden häufig durch Arbeitstaucher durchtrennt. Das geschieht durch so genannte Schneidladungen, die minimalinvasiv wie mit einem Schneidbrenner das Objekt durchtrennen. Die Wucht einer Detonation, die hunderte Kilometer entfernt aufgezeichnet werden konnte, die Pipelines zerfetzt und in den Meeresboden drückt, wäre genau das falsche Mittel, wenn man seine Täterschaft geheim halten will.

Russland

Motive:

  • Russland kann durch die Sprengung gemäß der hybriden Kampfführung weitere Unruhe innerhalb der NATO, der EU und Europas provozieren. Demokratische Entscheidungsfindungen werden traditionell als schwach angesehen. Zusätzlich kann es damit die öffentliche Diskussion anheizen.
  • Darüber hinaus kann Russland damit das deutliche Zeichen setzen, dass es durch den Angriff auf unterseeische Ziele die Versorgung Europas erheblich schädigen kann. (Europipe I u. II, Internet-Kabel Marea, etc.) Das kann die Hilfeleistungen für die Ukraine unter Druck setzen.

Gelegenheit:
Die baltische Flotte Russlands ist vor allem in der Enklave Kaliningrad stationiert. Sie verfügt über viele, auch moderne Schiffe, um eine solche Aktion durchführen zu können.

Pros:

  • Es floss kein Gas mehr durch Nord Stream und durch Nord Stream 2 sollte auch kein mehr fließen.
  • Russland hat bewiesen, dass es gewillt ist, auch zum eigenen Nachteil die Energieversorgung Europas zu schädigen, zum Schluss durch Gesetze gegen den Ölpreisdeckel.
  • Für eine Drohgebärde ist es sinnvoller, es mit einem großen Knall zu tun, als heimlich und minimalinvasiv wie durch eine Schneidladung.

Cons:

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