Plötzlich und unerwartet: Die Tode russischer Eliten

Putins Todeslisten oder Mafia?

Beseitigungen von Dissidenten und anderen

04.03.2018 Sergeij Skripal
Der ehemalige Oberst des Militärnachrichtendienstes GRU und Informant des britischen MI6 wurde mit seiner Tochter auf einer Parkbank in Salisbury bewusstlos aufgefunden. Später konnte nachgewiesen werden, dass sie mit dem Nervengift Nowitschok vergiftet wurden, das vermutlich an der Türklinke des Hauses angebracht worden war. Das Gift konnte nach Russland zurückverfolgt werden. Verantwortlich war der GRU-Agent und Militärarzt Alexander Mischkin.
Etwa 130 Menschen kamen mit dem verschleppten Gift in Kontakt. Es war auch auf verschiedenen Objekten angebracht worden.
Eine Frau starb daran, weil sie eine kleine Parfüm-Flasche aus dem Müll genommen hatte, die Nowitschok enthielt. Ihr Mann überlebte knapp.
Skipal und Tochter überlebten.

12.03.2018 Nikolai Alexejewitsch Gluschkow
Der ehemalige stellvertretende Direktor der staatlichen Aeroflot wurde bereits einmal mit Sekt vergiftet. An dem Tag, an dem er bei einem Korruptionsprozess aussagen sollte, wurde er in seiner Londoner Wohnung stranguliert aufgefunden.

20.08.2020 Alexei Anatoljewitsch Nawalny
Nawalnys Maschine musste in Omsk zwischenlanden, weil der Kreml-Kritiker, Jurist und Blogger an Bord zusammengebrochen war. Die russischen Ärzte stellten offiziell keinen Hinweis auf eine Vergiftung fest. Nach politischem Ringen, u.a. mit der damaligen Bundeskanzlerin Merkel, wurde er nach Deutschland geflogen und behandelt. Die Berliner Charité bestätigte schnell, dass die klinischen Befunde auf eine Vergiftung hindeuten.

In einem später abgehörten Telefonat bestätigte der FSB-Agent Kudrjawzew, der sich als Sekretär des Sicherheitsrates ausgab, dass das Gift über die Unterhose verabreicht worden war. Die war jedoch im Krankenhaus in Omsk mehrfach gereinigt worden.
Nawalny überlebte und sitzt nach einem Schauprozess in Haft.

13.02.2004: Selimchan Jandarbijew, Präsident der tschetschenischen Republik Itschkerien, getötet durch eine Autobombe in Katar
07.10.2006: Anna Politkowskaja, Journalistin, überlebt Giftanschlag mit Tee, später vor ihrer Wohnung in Moskau erschossen
13.01.2009: Umar Israilow, tschetschenischer Menschenrechtsaktivist, von drei Männern in Wien erschossen, vermutlich durch Kadyrow angeordnet
30.03.2009: Sulim Jamadajew, ehemaliger tschetschenischer Offizier, in Dubai erschossen
23.03.2013: Boris Abramowitsch Beresowski, Oligarch, protegierte Putin in den 1990ern, nach mehreren Attentaten in den 90ern wurde er erdrosselt in seinem Haus in England aufgefunden
30.10.2017: Amina Wiktorowna Okujewa, Ärztin und Aktivistin beim Euromaidan, wurde bei einem Attentat auf ihren Ehemann in der Ukraine erschossen
23.08.2019: Selimchan Changoschwili, tschetschenischer Offizier, im Berliner Tiergarten erschossen

Eine neue Qualität

Diese Praxis hat seit dem Überfall auf die Ukraine eine neue Qualität erreicht. Auch Menschen, darunter viele Manager aus dem Energiesektor und Oligarchen, begehen in letzter Zeit Selbstmord oder werden tot aufgefunden. Menschen, die man mit laienhaftem Blick von außen eher auf der Seite Putins gesehen hätte.

Hinweis: Die Informationen sind häufig sehr schwer zu recherchieren. Da sie meist auf offiziellen Berichten russischer Behörden oder staatlicher Medien beruhen und dann in englischsprachigen Medien berichtet wurden. Daher ist auch die Transkription der Namen nicht immer eindeutig.

30.01.22 Leonid Shulman (60)
Der Leiter der Transportabteilung von Gazprom begeht im Badezimmer eines Landhauses Suizid.

25.02.22 Alexander Tjuljakow (61)
Der stellvertretende Generaldirektor von Gazprom (Schatzamt) erhängt sich in seinem Haus. Verschiedene Berichte sprechen von Zeichen massiver Gewalt auf seinem Körper.

25.02.22 Mikhail Watford (geb. Tolstoscheja, 66)
Der russische Oligarch, der sein Vermögen vor allem mit Öl-Raffinerien gemacht hatte, erhängte sich in der Garage seiner Villa im britischen Surrey.

24.03.22 Wassili Melnikow (61)
Der Chef des Medizin-Konzerns MedStom ersticht zuerst seine Frau (41), seine beiden Söhne (10, 4) und anschließend sich selbst.

Der Vize der Gazprom Bank Awajew erschoss
erst seine Frau und Tocher, dann sich selbst.

18.04.22 Wladislaw Awajew (51)
Der kurz zuvor entlassene Vizepräsident der Gazprom Bank und frühere Mitarbeiter Putins hat in einem Moskauer Apartment zuerst seine Frau (47), seine Tochter (13) und dann sich selbst erschossen. Allerdings berichten Quellen, dass auf der Waffe keine Fingerabdrücke gefunden wurden.

19.04.22 Sergej Protosenja (55)
Der Manager des russischen Energieunternehmen Novatek (größter nicht-staatlicher Energiekonzern Russlands) erhängte sich im Garten seines Ferienanwesens im spanischen Lloret de Mar, nachdem er seine Frau (53) und seine Tochter (18) erstochen hatte. Nur einen Tag nach Avayew.

02.05.22 Andrej Krukowski (37)
Der Chef des Gazprom-Skiressorts Krasnaja Poljana stürzt bei einer Bergwanderung von einem Felsvorsprung. Im Zuge der Olympischen Winterspiele 2014 waren Milliarden in den Ort geflossen.

08.05.22 Alexander Subbotin (43)
Der Milliardär und Ex-Vorstand bei Lukoil unterzog sich einer Behandlung gegen Alkoholsucht durch einen „Schamanen“. Unter anderem wurde er mit Krötengift behandelt und erlitt in der Moskauer Wohnung des Behandelnden einen Herzstillstand.

Die Liste geht weiter:

Aktuelles