Corona: Die Beatmungsmaschinen waren schuld

Zwischen albern und gemeingefährlich

Mir wurde ein Tweet auf den Monitor gespült, der einen Artikel verlinkt, der wiederum nachweisen will, dass eine Studie bewiesen hätte, „dass eine durch Beatmungsgeräte erworbene Lungenentzündung – und nicht Covid selbst – viele Todesfälle verursachte, während Sars-Cov-2 relativ harmlos war“.
Studien checken? Kann ich.

Manchmal sitzt man da, will über etwas schreiben, und weiß nicht wie. Das geht mir häufig so, wenn ich Studien zerlegen will, bzw. was öffentlich daraus gemacht wird.
Man hat verschiedene dramaturgische Möglichkeiten. Am schönsten ist, man berichtet die Behauptung, erklärt die Erkenntnisse chronologisch und endet damit, was wirklich in der Studie steht. Quasi als großer, dramaturgischer Knall im dritten Akt.

In diesem Falle ist die Nummer aber so wirr, dass kann gar nicht knallen. Der geneigte Leser würde am Ende genauso mit Fragezeichen vor dem Empfangsgerät sitzen, wie ich vor der Studie.
Die ist nämlich tadelsfrei. Was völlig absurd ist, ist was die Querdullies und Anheizer daraus gemacht haben. Wie so häufig bei dieser Zielgruppe. In den Wartezimmern der Psychiatrien sitzen Menschen für weniger.

Wir müssen es umgekehrt machen. Erst die Studie.
Folgen Sie mir unauffällig.

Welche Studie überhaupt?

Eine Gruppe von Forschern aus Chicago bzw. Wisconsin hat Daten erhoben. Man hat sich angeguckt, wie verschiedene Faktoren sich zueinander verhalten.

Der Titel der Studie lautet „Machine learning links unresolving secondary pneumonia to mortality in patients with severe pneumonia, including COVID-19“. Was auf Deutsch etwa heißt: „Maschinelles Lernen verknüpft unheilbare sekundäre Lungenentzündung mit der Mortalität bei Patienten mit schwerer Lungenentzündung, einschließlich COVID-19“. 66 Seiten Information.

Auch wenn die Titel solcher Studien für Normalsterbliche immer schwer zu verstehen sind, fallen zwei Dinge sofort ins Auge.
Zum ersten ist hier von „Machine Leraning“ die Rede. Also von einem selbstlernenden Programm. Zum zweiten steht da eindeutig „inklusive Covid-19“. Man hat also gar nicht Covid-19-Patienten und andere Patienten gegenübergestellt.
Jede Behauptung, es ginge um Covid-19 im Vergleich zu anderen, muss also schon bei der Überschrift zu erhobenen Augenbrauen führen.

Tatsächlich waren an der Studie 20 Forscherinnen und Forscher beteiligt. Vier von denen kamen von Einrichtungen, die sich mit Datenverarbeitung und „Biological Engineering“ befassen. Es waren also vermutlich keine Mediziner, sondern Informatiker oder Biologen. Man könnte es mit „Bio-Ingenieure“ übersetzen.

Die entscheidenden Informationen finden sich bereits auf den ersten Seiten.
Frei übersetzt: „Unser Ziel war es, den Zusammenhang zwischen erfolglos behandelten sekundären Lungenentzündungen und der Sterblichkeit bei Patienten mit schwerer Lungenentzündung zu ermitteln.“

Kangchendzönga

Dazu muss man wissen, dass eine künstliche Beatmung mit hohen Risiken verbunden ist. Die Patienten müssen sediert werden. Viele kommen da nicht mehr lebend heraus.
Wer seinen Körper nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgen kann, besteigt selten den Kangchendzönga.

Ein Grund dafür ist, dass in diesem Zustand eine sekundäre Lungenentzündung (Pneumonie) wahrscheinlich ist. Weil die Abwehrmechanismen des Körpers unten sind. Oder sogar runtergefahren werden.
Das wissen Ärzte aber auch. Weshalb die künstliche Beatmung immer das letzte Mittel der Wahl ist. Wenn nichts anderes mehr geht. Das wurde während der Pandemie auch breit erklärt.
Die Patienten versterben meist an einem Multi-Organ-Versagen. Und es ist häufig nicht klar, ob sie nun durch die Pneumonie, oder durch eine sekundäre – also durch die Beatmung verursachte Pneumonie – verstorben sind.
Potzblitz, wieder steht da nichts von Covid-19.

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