Was bedeuten Rechts und Links?

Aus gegebenem Anlass

Eigentlich ist dieser Artikel einer von vielen, die ich mal auf Halde gelegt hatte. Anlässlich der heutigen Einstufung der AfD Jugendabteilung Junge Alternative fand ich es angebracht, ihn herauszuholen und zu aktualisieren. Denn was gerade in den Social Media Kommentaren wieder an gefährlichem halben Dreiviertel-Wissen herausposaunt wird, ist hanebüchen.
Eine kleine Straßenkarte durch die Politik.

Es ist mir nicht möglich zu zählen, wie oft Kommentatoren geschrieben haben, sie seien nicht rechts. Und wenn man dann auf ihr Profil guckt, sieht man ein Potpourri von rechten Postings.
Ebenso wenig möglich ist mir zu beschreiben, wie beängstigend ich das finde. Denn gerade die Deutschen sollten gelernt haben, dass Rechtspopulisten die Freiheit anpreisen, aber sicher nicht die Freiheit des „kleinen Mannes“ im Sinn haben. Sondern eine elitäre Freiheit des Fressens oder Gefressenwerdens.

Selbstverständlich haben in einer Demokratie Rechts wie Links eine Daseinsberechtigung. Doch wenn Rechte sich in einem eh links orientierten Staat als die Mitte verkaufen, dann ist da etwas in Schieflage geraten. Es werden die gleichen Narrative aufgewärmt, die bis 1945 eigentlich aus Deutschland herausgebombt werden sollten.

Wer nicht versteht, was rechts und links bedeuten, der kann nicht nur Populisten und Propagandisten auf den Leim gehen. Er kann nicht einmal als mündiger Bürger an der Demokratie teilhaben.

Also muss ich für meinen Seelenfrieden eine kleine Nachhilfe geben.
Sie brauchen nicht mitschreiben, ist nicht Klausur-relevant.

Eine Menge Kopfabschneiden

1789 hatten die Franzosen die Schnauze von der Monarchie voll. In einem solchen Fall bietet es sich immer an, erst einmal ein paar Menschen den Kopf abzuschneiden und irgendetwas anzuzünden. Das ist gelebte Tradition und bietet eine solide Verhandlungsgrundlage.
Genau das haben die Franzosen dann auch gemacht.

Daraufhin hat die französische Obrigkeit eine Art Parlament einberufen, die so genannte Ständeversammlung. Die französische Gesellschaft war streng nach Adel, Kirchenvertreter und dem ganzen Rest getrennt.
In dieser Ständeversammlung sollten die drei Stände aber von gleich vielen Abgeordneten vertreten werden. Das fand der Rest doof, denn sie waren ja über 90%.

Also wurde nach etwa zwei Monaten eine Nationalversammlung einberufen, um eine neue Verfassung zu beschließen. Der König nahm das stillschweigend hin, weil er befürchtete, dass die sonst noch mehr Menschen den Kopf abschneiden. Auch seinen Kopf. (Was sie nachher eh machten. Und dann sich gegenseitig. Aber das ist ein anderes Thema. Machen Revoluzzer ganz gerne.)

In dieser Nationalversammlung waren alle politischen Vorstellungen vertreten, die irgendwie vorhanden waren. Unabhängig von den Ständen.
Ganz links saßen die, die eine Republik und Demokratie wollten. Da gab es verschiedene. Die einen wollten gerne noch mehr Köpfe abschneiden. Andere waren schon zufrieden, wenn sie Mitspracherecht hatten. Also setzte man die „Radikalen“ – wie sie damals alle genannt wurden – ganz nach links und die nicht ganz so radikalen mehr in die Mitte.

Ganz rechts saßen die, die wollten, dass alles so bleibt wie es ist. Also so mit König und Adel und Schlössern und so. Die gerne die Köpfe von den Radikalen abschneiden wollten.
Aber es gab auch welche, die den Adel beibehalten wollten, aber etwas dagegen hatten, wenn andererleuts Köpfe abgeschnitten werden. Weil sie Angst hatten, dass ihre Köpfe sonst die nächsten sind. Weshalb sie den „Radikalen“ auf der linken Seite zugestanden, dass sie Mitspracherecht haben sollten. Die saßen dann etwas weiter in der Mitte.

Und natürlich gab es auch so Waschlappen, die gar keine Köpfe abschneiden wollten. Die fanden, dass man irgendwie einen Mittelweg finden müsste, um jedem die entsprechenden Freiheiten zu garantieren. Die saßen genau in der Mitte.

Diese Sitzordnung hat sich dann international durchgesetzt.

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