Was bedeuten Rechts und Links?

Aus gegebenem Anlass

Revolution in Deutschland

Knapp 70 Jahre später hatten wir dann auch eine Revolution in Deutschland. Eigentlich gab es noch kein Deutschland, es gab nur einen Staatenbund. Der schloss Österreich mit ein und reichte sogar bis Venedig.

Leider wird das meist vergessen. Vermutlich, weil das in der Schule drankommt, wenn die Pubertierenden gerade Alkohol, Drogen und Sex kennenlernen. Was in dem Alter viel interessanter ist als Köpfeabschneiden.

Es kam eine deutsche Nationalbewegung auf. Die aber im Unterschied zu den Franzosen nicht nur die Gleichberechtigung der Stände als Hauptthema hatte. Sondern auch den Zusammenschluss der deutschen Staaten wollte.
Die Franzosen hatten ja schon einen Staat, die hatten das Problem ja gar nicht.

Das finden wir bis heute in unserer Nationalhymne wieder: Einigkeit und Recht und Freiheit.
Der Hochschullehrer August Heinrich Hoffmann, der sich „von Fallersleben“ nannte (derber Flex), hatte einige Jahre vorher „Das Lied der Deutschen“ geschrieben.
Es gab ja ganz viele Deutsche, aber keinen deutschen Staat. Und „Einigkeit“ meinte, dass die deutschen Staaten sich zusammenschließen sollten.

Die anderen Strophen haben sich nicht so durchgesetzt. Die Nazis fanden die Zeile „Deutschland, Deutschland über alles, über alles in der Welt“ natürlich klasse. Obwohl Hoffmann damit zu seiner Zeit meinte, dass das Streben nach Einigkeit wichtiger sein sollte, als alles andere in der Welt. Nicht, dass Deutschland als Staat wichtiger sein soll, als alles in der Welt.
Aber Schwamm drüber, die Nazis haben sich ja irgendwie auch nicht durchgesetzt.

Und nur um es pro forma gesagt zu haben: Nur die dritte Strophe ist heute Nationalhymne, nicht das mit dem „über alles“ und Wein und Weibern.

„Mit Euch will ich kein Kaiser sein“

Und so kam es dann zur so genannten Märzrevolution in den Deutschlands. Der Name verwirrt, sie dauerte etwa eineinhalb Jahre.

Daraus entstand dann auch eine Nationalversammlung aus allen deutschen Staaten. Die tagte in Frankfurt. Und da übernahm man ganz viel von den Franzosen. Unter anderem die Sitzordnung.
Ganz links saßen die Demokraten, in der Mitte die Freiheitlichen (Liberalen) und rechts die Konservativen. Der Begriff „konservativ“ wird auch in der Medizin verwendet und bedeutet so viel wie „bewahren“. Also alles beim Alten lassen. Als Eselsbrücke empfehle ich die Konserve, die etwas konserviert.

Die Tendenz war, dass es ähnlich wie in Großbritannien einen Monarchen geben sollte, aber das Fußvolk Mitspracherecht hat. Da es aber verschiedene Staaten gab, musste man überlegen, wer nun der Chef werden sollte. Also ein Kaiser. So wie es ein paar hundert Jahre vorher eigentlich üblich war, Kaiser war die Steigerung von Könige. Wobei auch da der Kaiser eigentlich immer nur der Vorstand in einem deutschen Club war, abhängig von den Königen und Fürsten.

Der Fritz, der alte Rochen, nicht zu
verwechseln mit dem alten Fritz.

Alle guckten erwartungsvoll auf den König von Preußen, Friedrich Wilhelm IV. Und der haute dann einen Sucker Punch raus: Er wollte einfach kein Kaiser werden. Er wollte lieber König bleiben, als sich mit dem gesamtdeutschen Pöbel und einem Parlament rumzuschlagen. Also ließ er die Revolution in Sachsen militärisch niederschlagen und regierte fröhlich Preußen weiter. Diese Ablehnung erging zufälligerweise genau morgen vor 174 Jahren an die Frankfurter Nationalversammlung.
Damit war dann irgendwie auch die Revolution gegessen und der Nationalversammlung ging die Puste aus.

Unterscheidungsmerkmale

Diese Sitzordnung wurde dann beibehalten. Links saßen immer die, die für die Gleichheit und die Abschaffung von Eliten waren. Rechts saßen die Konservativen: diejenigen, die alles beibehalten wollten und den Adel und Eliten gar nicht so schlecht fanden.

Das zeigt schon, dass die Einordnung von rechts und links immer auf einer aktuellen Zeitleiste schwimmt. Dass es immer abhängig vom Tagesgeschäft ist.
Wer heute für einen Kaiser ist, ist er nicht rechts, sondern rechtsradikal. Weil er die Demokratie abschaffen will.

Rechts und Links wurde auch im Reichstag der Weimarer Republik übernommen. Dem Vorläufer unserer Bundesrepublik.
Aber es hatte sich einiges getan. Inzwischen war der Kommunismus erfunden worden. Und gemäß der Logik mussten die dann links von den Demokraten sitzen. Und irgend so ein formidabler Vollarsch hatte den Nationalsozialismus erfunden. Die mussten dann natürlich noch weiter rechts sitzen.
Also „Linksaußen“ und „Rechtsaußen“. Heute ist die AfD Rechtsaußen und die Linken sind Linksaußen.

Den Nationalsozialismus hatte übrigens nicht der Wirtschaftsflüchtling Hitler erfunden. Der ist nur auf den Zug aufgesprungen. Bis heute behaupten einige, vor allem Rechtspopulisten, der Nationalsozialismus sei links. Weil er „Sozialismus“ im Namen hat.

Deshalb mal ein paar Unterscheidungen, woran man Links und Rechts erkennt:

Eliten – Gleichheit

Jeder sollte aus der Schule die Gesellschaftspyramide kennen. Auf der das Volk, die Bauern oder die Pommesbuden-Verkäufer ganz untern stehen und die breite Masse ausmachen. Darüber stehen dann die Gebildeten, die Landbesitzer und die Sozialpädagogikstudenten, die im Prenzlauer einen Mango Lassi bei ihrem Stamm-Pakistani trinken. Darüber dann die Politiker, der Klerus oder die Top-Manager. Und darüber dann die Spitzenpolitiker. Die früher König, Kaiser, Kardinal oder Reichsfürsten genannt wurden.

Rechts steht für eine spitze Gesellschaftspyramide. Also für Eliten. Heute sind das natürlich keine Könige mehr. Heute sieht man das daran, dass die rechten Parteien Konzerne und Unternehmen bevorzugen.
Links steht für eine möglichst flache Pyramide. Dafür, dass die Leute möglichst gleich sind. Dass beispielsweise ein Manager nicht so viel mehr verdient als ein Friseur.

Das sieht man beispielsweise an einer gänzlich unterschiedlichen Steuerpolitik. Ein rechter Politiker will möglichst wenig Steuern, vor allem für Unternehmen. Weil das dem Wachstum dient. Das ist vor allem in den USA so, unabhängig von der aktuellen Regierung.
Ein linker Politiker möchte hohe Steuern, die dann als Leistung für alle umgelegt werden. Und dafür dann auch die Reichen und Unternehmen zur Kasse bitten, denn wenn sie sich am Gemeinwohl beteiligen, bekommen sie bessere Mitarbeiter. Das ist eher in den skandinavischen Ländern so, auch unabhängig von der jeweiligen aktuellen Regierung.

Bewahrend – Fortschrittlich

Wie bereits erklärt wollen Rechte (Konservative) den Status Quo bewahren. Der Unterschied zu „konservativ“ ist „progressiv“, was so viel wie „fortschreitend“ bedeutet. (engl.: „in progress“ = in der Mache)
Linke wollen das Neue, wollen umwerfen, Peter Fox: „Wenn’s dir nicht gefällt: Mach neu.“

Das sieht man aktuell, wie unter einem Brennglas, an der deutschen Energiepolitik. Die CDU und CSU wollen weiter auf Atomkraft setzen, die sie selber beendet haben. Oder tun wenigstens so. Die sich in der Regierung aber nie um den Ausbau erneuerbarer Energien gekümmert haben.
Die derzeitige Regierung, vor allem die Grünen, wollen alles neu denken und neue Wege finden und Technologien fördern.

National – International

Der Rechte schaut eher auf seine Gesellschaft, sein Land, seinen Staat, seinen Stamm. Make America great again.
Der Linke versteht Fortschritt, vor allem gesellschaftlichen Fortschritt, vor allem als etwas, was international passieren muss.

Das sieht man an den unterschiedlichen Ansätzen bei der Flüchtlingspolitik. Der Rechte möchte Europa vor Zuwanderung schützen, beispielsweise durch stärkere Kontrollen. Der Linke hat eher die Ursachen im Blick, warum die Menschen überhaupt nach Europa fliehen.

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