Wagenknecht & Co: Und es waren doch keine 50.000

Von der Kunst Menschen zu zählen

Liebesparade als Referenz

Nur um mal eine Referenz zu haben, gehen wir mal von 1,5 Millionen Menschen aus. Die waren nämlich bei der Loveparade 1999 genau an dem Ort.

Nur die waren eben nicht nur da. So viele passen da nämlich gar nicht hin. Die waren auch nicht nur auf der Straße des 17. Juni und über den Stern an der Siegessäule hinaus. Sie waren auch in allen Nebenstraßen und hinter dem Brandenburger Tor noch weit in die Stadt hinein, über Unter den Linden hinaus.

Die sehr ungefähre Fläche der Loveparade 1999 im Ausschnitt.

Man stelle sich den logistischen Aufwand vor. Der Verkehr wurde in ganz Berlin abgesperrt, Sonderzüge aus ganz Deutschland rollten, Dealer mussten Überstunden machen.
Da der Mensch bis zu 400ml pro Toilettengang uriniert, scheiden die 600.000 Liter aus, wenn die einmal pinkeln gehen. Und bevor jemand googelt: Der geplatzte Aquadom hatte eine Millionen Liter.

Querrechner

Am 01. August 2020 fand dann die erste große Querdulli-Demo unter dem Motto „Das Ende der Pandemie – Tag der Freiheit“ statt. Der Veranstalter sagte, es seien 1,3 Millionen Menschen anwesend gewesen. (Sitzt der eigentlich noch im Knast?)

Die ungefähre Fläche der Querdenker-Demo im August 2020

Die Polizei sagte später es waren 30.000 Menschen. Was sich sehr genau mit meinen Schätzungen anhand der späteren Fotos deckte.
Denn die Bühne stand nicht genau am Brandenburger Tor. Und die Demo lief weit vor dem Stern der Siegessäule ins Leere. Was man immer sehr schön schätzen kann, da die Querstraßen durch den Tiergarten asymmetrisch sind. Man hat immer eine Skala.

Es kann jeder selber herausfinden

Anhand der Fotos kann man abschätzen, dass die gestrige Kundgebung von Wagenknecht und Schwarzer deutlich kleiner war. Es ist daher logisch davon auszugehen, dass weniger als 30.000 Menschen anwesend waren.

Für 50.000 hätte man riesige Leinwände gebraucht, damit die Hinten noch etwas sehen. Und Satelliten-Boxen, damit die etwas hören, ohne dass es denen vorne den Schlüpper zerreißt.

Die großzügig bemessene Fläche der gestrigen Kundgebung

Natürlich habe ich versucht das genauer einschätzen zu können. Es gibt einige wenige Fotos vom Ende der Menschenmenge im Netz zu finden. Die ich aber wegen der Bildrechte nicht veröffentlichen darf.
Man kann sich also das alleine aufgrund der Relationen schon irgendwie zusammenreimen.

Ich armer Mensch musste sowas noch zu Fuß lernen. Mit Lupe und Lineal auf Negativen, mit einem Block und einem Bleistift. Für sowas gibt es inzwischen entsprechende Tools. Wir leben in großen Zeiten.
Beispielsweise kann man mit Google Maps bzw. Google Earth Flächen vermessen.

Oder man versucht es gleich mit Tools, die das Zählen von Menschenmengen anbieten.
In diesem Beispiel habe ich einmal sehr großzügig die Menschen mit 1,5 pro Quadratmeter angegeben. Und die Fläche der Kundgebung etwas weiter gefasst. Das Programm kam so auf 15.600 Menschen.
Sehr großzügig.

Die großzügige Berechnung eines freien Tools

Selbstüberschätzung und Manipulation

Natürlich ist die Darstellung nicht genau. Sie gibt einen guten Eindruck, eine Relation.
Es kann ja jeder gerne ausprobieren.
Aber angesichts des Tag des Wanderns 2019 und der Unterschriftensammlung an Birkenstock möchte ich da nun wirklich nicht lange Zeit mit Diskussionen um ein oder zwei Tausender verschwenden.

Nach wie vor sprechen die Veranstalter wie Wagenknecht von 50.000. Was sollen sie auch sonst machen? Sie können ja nun jetzt nicht sagen: Unsere Ordner waren alles Unfähige und Sahra hat auf der Bühne Unfug erzählt.
Während der Veranstaltung die Teilnehmerzahl bekannt zu geben kann nur in die Hose gehen. Das kann nur den Zweck haben, die Anwesenden zu überzeugen, wie viele sie sind.

Persönlich hätte ich da noch gesagt: Schwamm drüber. So lange sie nicht so völlig durchknallen wie die Querdullies. (Sitzt der eigentlich noch im Knast?)

Manipulativ wird es, wenn Sahra Wagenknecht sich dann aber vor wenigen Minuten auf Twitter auch noch in die Opferrolle begibt und sich über „Versuche, sie [die Veranstaltung] kleinzureden und zu diffamieren“ beklagt.
Als Gegenstimme zitiert sie einen Beitrag in der Berliner Zeitung mit dem Titel „Erfolgreiche Friedensmobilisierung trotz aller Widerstände“.

Die Berliner Zeitung als Rechtfertigung

Auffällig ist nicht nur, dass die Berliner Zeitung die von den Veranstaltern behaupteten 50.000 Teilnehmern entgegen den offiziellen Zahlen weiter vertritt. Auffällig ist auch, dass die Berliner Zeitung seit langem immer populistischer wird und ihre journalistische Heimat inzwischen zwischen Uwe Steimle und Fett-weg-Werbung gefunden hat.
Den wenigsten wird aber auffallen, dass der Verleger der Berliner Zeitung Holger Friedrich zu den Erstunterzeichnern des Manifestes gehört. Und den Wenigsten wird auffallen, dass es sich um einen Gastkommentar von Alexander King handelt. Und der sitzt – wie der Zufall es so will – im Berliner Abgeordnetenhaus. Für die Linke. Und hat seinen Twitter Account in den letzten Wochen vor allem mit Wagenknechtcontent bespielt. Und Dagdelen, die als weitere Veranstaltungsleiterin aufgetreten ist.

Neee, Ihr Lieben, ich denke mit der großen Friedensbewegung gibt das nix. Dafür braucht man schon mehr Zuschauer als der VFL Osnabrück.
Das wird sich in der nahen Zukunft durch interne Grabenkämpfe erledigt haben, die sich vor der Demo ja schon zwischen Linken und Rechtspopulisten angekündigt haben. Und das Mediale Interesse dürfte doch etwas einstauben. Da bin ich recht sicher.
Vielleicht nutzt ja jemand mal die Zeit um Frau Schwarzer zu erklären, wie das alles so läuft in Zeiten von Internetz. Oder dass man Journalisten vor laufender Kamera besser nicht als „Ratte“ bezeichnet.

Ich denke, ich bleibe einfach mal bei den 13.000, die von der Polizei angegeben wurden.
Auch bei der Petition an Birkenstock.

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