Russischer MilBlogger bei Bombenanschlag getötet

Explosion in St. Petersburg

Bombe gegen Faschisten

Bereits im vergangenen August war ein ähnlicher Anschlag verübt worden: Die ultranationalistische Journalistin und Aktivistin Darja Dugina kam durch eine Autobombe ums Leben. Bis heute ist unklar, ob der Anschlag ihr oder ihrem Vater gegolten hatte.

Denn ihr Vater ist Alexander Dugin, ein neofaschistischer Vordenker mit Verbindungen zum Kreml. Er war bis 2014 Professor an der Lomonossow-Universität in Moskau. Bereits 2014 rief er zum Mord an der ukrainischen Regierung auf. („Töten, töten, töten, das ist meine Meinung als Professor.“)

Dugin befand sich mit seiner Tochter auf einem von der Regierung geförderten nationalistischen Musikfestival. Er entschied sich spontan zu bleiben, seine Tochter trat die Heimfahrt alleine an. Während dieser Fahrt detonierte die Bombe.

Nach nur eineinhalb Tagen präsentierte der Nachrichtendienst FSB eine ukrainische Staatsbürgerin als Täterin, die mit ihrer 12-jährigen Tochter im gleichen Haus wie Dugina gelebt habe und nach dem Anschlag nach Estland ausgereist sei.
Allerdings ist stark anzunehmen, dass der Sprengsatz erst während des Musikfestivals angebracht wurde. Sonst wäre das Zünden auf dem Weg zum Festival, als Dugin verbrieft im Auto saß, sinnvoller gewesen. Ein so genannter Zeitzünder scheidet aus.

Ilja Ponomarjow verlas nach dem Anschlag ein Bekennerschreiben einer russischen Partisanengruppe mit dem Namen „Nationale Republikanische Armee“.
Ponomarjow war der einzige Abgeordnete der Duma, der gegen die Annexion der Krim gestimmt hatte. Nachdem er von seiner Partei ausgeschlossen und ihm der Parlamentssitz entzogen wurde, lebt er inzwischen im Exil in der Ukraine.

Viele Explosionen doch eine andere Qualität

Ebenfalls im August wurde einer der russische Stadthalter der Region Saporischschja durch eine Autobombe getötet. Ivan Sushko war gebürtiger Ukrainer. Der russische Gouverneur der Region Cherson, Vitaly Bulyuk, wurde im Dezember offenbar ebenfalls durch eine Autobombe verletzt.
Die Liste ist lange erweiterbar.

Es wäre naheliegend für solche Anschläge auf ukrainischem Gebiet auch ukrainische Nachrichtendienste oder den Widerstand verantwortlich zu machen. Zumal seit Monaten Partisanenkämpfe im russisch besetzten Bereich Melitopol gemeldet werden.

Hinzu kommen seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine unerklärliche Explosionen und Brände in Russlands Infrastruktur. Erst vor vier Tagen wurde gemeldet, dass eine Gazprom Pipeline in Pelym, über 1000 Kilometer östlich von Russland, lichterloh in Flammen steht.
Im Dezember haben Explosionen auf dem Engels Flugplatz mindestens zwei Flugzeuge zerstört. Doch keine ukrainische Waffe reicht bis dorthin, dort sind „Langstecken-Bomber“ stationiert.
Aus der grenznahen Stadt Belgorod wurden seit dem Überfall mindestens drei Explosionen oder Brände gemeldet. Und bereits im April, kaum zwei Monate nach Beginn des Überfalls, brach ein Brand im Raketenforschungszentrum in Twer aus, bei dem mindestens sechs Menschen ums Leben kamen.
Auch diese Liste ist lange fortzusetzen.

Verständlich, dass das russische Regime nicht gerne darüber spricht und die staatlichen Medien kaum darüber berichten. Daher sind Informationen Mangelware.

Doch diese Anschläge, die sich gezielt gegen einzelne Personen richten, haben eine völlig andere Qualität.
Wenn man sich ein wenig mit den inneren Befindlichkeiten Russlands und des Putinismus auseinandersetzt, ist zumindest leicht zu glauben, dass dort russische Partisanen bzw. Terroristen am Werk sind. Unabhängig davon, ob diese Aktionen nun zum Nutzen für die Ukraine sein sollen. Es findet ein interner Kampf statt.
Dennoch kann man die Ukraine zumindest als Drahtzieher natürlich nicht ausschließen.

Der ukrainische Berater des Präsidenten Mychajlo Podoljak kommentierte auf Twitter, es sei nur eine Frage der Zeit gewesen, bevor Russland durch „internen Terrorismus“ aufgefressen würde. „Wie das Aufplatzen eines reifen Abszesses“.
„Spinnen in einem Glas fressen sich gegenseitig.“

EDIT

In der Nacht wurde eine junge Frau in St. Petersburg festgenommen, die im Verdacht stehen soll den Anschlag verübt zu haben. Es handelt sich dabei um eine gewisse Daria Trepova (Darija Trepowa). Sie soll sich als „gay“ beschrieben haben und bereits auf einer Demonstration gegen den Krieg verhaftet worden sein.

Es kursiert auch ein Video auf Social Media, welches ihre angebliche Verhaftung in einem Wohnhaus in St. Petersburg zeigen soll.
Ebenso kursiert ein Video, dass scheinbar die Übergabe der Statue an Tatarskij zeigt. Diese wird jedoch von einem Mann übergeben. Ob es sichd abei um den verdeckten Sprengsatz handelt, kann nicht verifiziert werden.

Das Foto zeigt mutmaßlich Daria Trepova neben Tatarskij während der Veranstaltung. Dass es sich zumindest tatsächlich um die Veranstaltung handelt, ist aufgrund der vielen veröffentlichten Fotos und Videos schlüssig.

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