Leserfrage: Was erwarte ich von einem Verteidigungsminister?

General oder nicht General, das ist nicht die Frage

Gestern wurde ich von einer Leserin gefragt, was ich von einem Verteidigungsminister erwarten würde. Ob er gedient haben sollte, vielleicht gar General gewesen sein sollte, oder ob es eine Frau sein könnte oder sollte.

Tatsächlich habe ich lange darüber nachgedacht. Nicht über meine Einstellung. Die ist seit Jahrzehnten die gleiche. Sondern wie ich es erklären soll. Denn die Fragen – eigentlich Mehrzahl – haben so viele Aspekte, das kann man nicht mit einem Posting beantworten.

Ich habe das schon einmal auf der Facebook Fanpage erklärt:
Ich bin skeptisch, wenn es beispielsweise um Frauen in der Infanterie geht.
Skeptisch, nicht dagegen! Nur skeptisch.

Aus dem einfachen Grund, dass das Gewicht des Marschgepäcks oder eines MG sich nicht danach richtet, ob der Soldat 1,95 Meter ist und 100 kg wiegt, oder ob er 1,64 Meter ist und 55 kg wiegt.
In einem Team muss jeder seinen Teil beitragen. Und die Effekte habe ich in der Grundausbildung lernen müssen. Denn wenn jemand sein Gepäck nicht mehr tragen kann, müssen andere es übernehmen und mitschleppen.

Als Jetpilot spielt die eigene Statur aber beispielsweise weniger eine Rolle. Denn die Belastung, der der Soldat ausgesetzt ist, bemisst sich vor allem am eigenen Körper. Piloten müssen fit sein, keine Gewichtheber. Neben den kognitiven Herausforderungen, die zu bewältigen sind.
Und ganz selbstverständlich können Frauen das nicht nur genauso gut wie Männer. Bei manchen Dingen sind sie besser.

Das ist die Einstellung, die mir auch durch meine Eltern vermittelt wurde. Nutze das, was du hast, und versuche nicht etwas zu sein, was du nicht bist. Dann ist es egal, ob du Klofrau oder Nobelpreisträger bist. Sei gut in dem, was du tust.

Es ist mir im Grunde genommen völlig egal, ob der Verteidigungsminister im Stehen oder im Sitzen pinkelt, ob er gedient hat, ob er eine Offiziersschule besucht hat oder ob er eine Kleinwüchsige von den Grünen ist, die in ihrer Freizeit gerne batikt.

Es ist ein Job zu erledigen. Ende.

Der Job des Verteidigungsministers

Dazu sollte man sich vergegenwärtigen, dass der Verteidigungsminister im Grunde keine militärische Autorität besitzt.
Ja, das Ministerium ist weisungsbefugt. Aber das sind politisch motivierte Weisungen, die gegeben werden. Keine militärischen.
Wird Deutschland angegriffen, geht die „Befehlsgewalt“ auf den jeweiligen Bundeskanzler über.
Aus der Perspektive kann jeder den Job machen, der nicht beratungsresistent ist.

Minister sind immer nur der politische Arm. Diejenigen, die die Willensbildung der Regierung umsetzen. Das zu tun, ist eine eigene Kompetenz, die man nicht unterschätzen sollte. Die Erwartungshaltung, dass ein Minister auch Fachmann in seinem Ressort ist, ist überhöht.
Trotzdem wäre es schon schön, wenn nicht ausgerechnet eine gelernte Hopfenbäuerin oder eine konservative Verkehrsfachfrau und Juristin Drogenbeauftragte würden.

Erst an dieser Stelle kommt das große Aber.

Der große Fehler

Die Politik hat in den vergangenen Jahrzehnten einen kapitalen Fehler gemacht. Und zwar alle, egal ob Männlein oder Weiblein, egal welche Partei.

Man hat versucht, den Beruf Soldat attraktiver zu gestalten. Als würde man einen neuen Versicherungsfachangestellten suchen und ihm eine betriebliche Zahnzusatzversicherung und drei Tage mehr Urlaub anbieten.
Das Problem daran ist, dass Soldat zu sein eben kein normaler Beruf ist. So funktioniert das nicht. Denn genau das hat die Söldnermentalität in der breiten Wahrnehmung der Bevölkerung verstärkt.

Als Ursula von der Leyen Verteidigungsministerin wurde, war ihre quasi erste Amtshandlung, sich um Kindergärten in Kasernen zu kümmern. Um den „Beruf für junge Familien attraktiver zu machen“. Ich habe schallend-schmerzhaft aufgelacht, bevor mein Kopf auf der Tischplatte aufschlug.

Wir haben dort junge Menschen, die lernen sollen, möglichst effektiv andere Menschen zu töten. Um nichts anderes geht es am Ende des Tages.
Sie müssen bereit sein ständig versetzt zu werden, unter hohem Druck und in kurzer Zeit viel zu lernen und von heute auf morgen in einen Einsatz geschickt zu werden, aus dem sie vielleicht nicht zurückkommen.
Das letzte, was für diese Menschen wichtig ist, sind Kindergartenplätze um Familien zu gründen.

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PrologAufgrund einer offenen Umfrage auf der Facebook Fanpage habe ich mich dazu entschlossen, diesen Artikel ohne Bezahlschranke bereitzustellen. Er ist auch auf der Steady Seite für Abonnenten erschienen. Walter Isaacson ist Geschichtsprofessor für Geschichte, ehemaliger […]