Habeck sucht Hoffotografen für 400.000 Euro!

Minister Eitel: So wird mit unseren Steuern umgegangen!

Ein bisschen „Knipsen“

Aber gut, 400.000… Entschuldigung… 350.000 hören sich ja trotzdem echt viel an. Nur für ein bisschen „Knipsen“ (Zitat).

Da ist doch spannend, was dieser Fotograf dafür machen soll.
Dafür muss man in die so genannten Leistungsbeschreibungen gucken. (Es sind 20 weitere, mehrseitige Dokumente zur Ausschreibung verlinkt.)

Er soll ein bis zwei mehrtägige Reisen ins Ausland begleiten. Pro Monat. Wobei davon ausgegangen wird, dass er auf diesen Reisen jeweils deutliche mehr als 10 Stunden arbeitet.
Weiterhin soll er etwa drei Ganztagstermine wahrnehmen, die zwischen vier und 24 Stunden lang sind. Zusätzlich soll er mindestens zwei Kurztermine bis zu vier Stunden im Inland abdecken.

Darüber hinaus muss er die Bilder sichten, archivieren, nachbearbeiten und spätestens zwei Stunden nach dem Termin bereitstellen. Und er soll für allgemeine Aufträge des Ministeriums bereitstehen. Ganz ohne Habeck.
Urlaub hat er… Moment, da steht gar nichts von Urlaub. Hoppalla.

Er muss also eine Vertretung oder einen Mitarbeiter haben, wenn er mal nicht kann. Er muss dahin kommen, wo die Termine sind oder die Maschine fliegt. Und er muss das zusichern können.
Er muss auch eine Sicherheitserklärung abgeben, weder er noch seine Mitarbeiter dürfen vorbestraft sein, er muss an Briefings teilnehmen, und so weiter. Vermutlich wird er von einem Nachrichtendienst überprüft.

Rechnen wir mal durch…

Klar, 350.000 sind immer noch ein Batzen… Ach, das ist das ganze Budget für die vier Jahre?
Also 87.500 pro Jahr. Hm, das könnte bei den Vorgaben eng werden. Das alles für knapp 7300 Euro im Monat?

Derjenige ist ja selbstständig. Er muss davon also noch Altersvorsorge, Krankenversicherung und den anderen Döns zahlen. Inklusive einer zwingend vorgeschriebenen Versicherung, die Schäden in Millionen abdeckt.
Wenn er es denn alleine macht. Eine Vertretung oder einen Mitarbeiter muss er davon ja vielleicht auch zahlen. Beispielsweise wenn er krank wird.
Das müsste man also mal genauer durchrechnen.

Das wird dann noch schwerer, denn es geht ja um einen Fotografen.
Einem Fotografen gehören die Fotos, die er macht. Er kann also dem Minister hinterherfliegen, Fotos machen und die dann meistbietend versteigert. Oder an Mehrere. Er hat das Copyright. Tatsächlich arbeiten die meisten freien Pressefotografen und Paparazzi so.
Aber nicht, wenn er für das Ministerium dabei ist. Dann gehören die Fotos nämlich dem Ministerium. Er hat darauf keinen Anspruch. Er kann damit nichts mehr erwirtschaften. (Was es für mich als Blogger schwer macht, Fotos von Politikern zu finden, für die ich nicht mehrere hundert Euro zahlen muss.)

Einfach mal die Flocken mitnehmen…

Das eigentliche Schmankerl steht aber weiter unten in diesen Ausschreibungsdetails. Da begegnen uns die 400.000 Euro wieder. Denn das ist das Gesamtvolumen, das nicht überschritten werden darf.

„Die Aufträge werden in Tages- oder Stundenpauschalen abgerechnet.“

Ausschreibung 2022/S 215-617709, Leistungsdetails

Er bekommt die 350.000 (oder 400.000) also nicht pauschal. Das ist nur das, was das Ministerium dafür ausgeben will. Er muss trotzdem einen Stundenzettel einreichen.

Vielleicht sollte ich mich bewerben… nicht!

Irgendwie klingt das jetzt alles gar nicht mehr so rosig. Und vor allem klingt das gar nicht mehr so, wie die Bild Zeitung geschrieben hat.

Ich bin selbstständig und habe irgendwo auch einen Presseausweis rumfliegen. Aber dafür würde ich mich sicher nicht bewerben. Sorry Robbie, Du bist zu unsexy.
Man muss das alles zu einer nicht näher bezeichneten Stundenpauschale gewährleisten. Inklusive Ersatz und mehrerer mehrtägiger Auslandsreisen pro Monat. Zehn Tage Vorplanung, kann unterschritten werden. Und das für ein Volumen von höchstens 7300 Flocken?

Ich würde eher sagen, die 350.000 sind etwas kurz gedacht. Aber vielleicht findet sich ja ein Unternehmer, der mehrere (nicht vorbestrafte aber versicherte) angestellte Fotografen hat und das gewährleisten kann. Denn offensichtlich richtet sich die Ausschreibung gar nicht wirklich an einen einzelnen Fotografen.

Populismus kommt von Pöbel

Aber es ist ein wundervolles Lehrstück, wie Rechtspopulismus in Deutschland funktioniert:
Ein Chefredakteur ohne moralische Hürden will Schlagzeilen gegen die Grünen. Weil die aufregungsbereite aber retardierte Leserschaft das kauft. Er beauftragt einen Redakteur mit aufgebrauchtem Restgewissen, der eine Ausschreibung findet.

Die dehnt und verzerrt er dann so, so dass es so gerade nicht mehr justiziabel ist. Und aus einer mehrjährigen Ausschreibung für einen Vertrags-Fotografen für ein Ministerium wird ein „Hoffotograf für Habeck“.
Die meisten seiner Adressaten werden das eh nicht verstehen, weil sie entweder ihr Leben lang nur Lohn oder Gehalt kassiert haben, oder von Transferleistungen leben und von Neid zerfressen sind. Oder in anderer Weise keine Selbstverantwortung tragen.

Und die geifernde Meute kauft das dann. Sie schreiben Blogs und machen Videos und kommentieren. Und selbst von den Zweiflern investiert kein Einziger mal fünf Minuten auf Google.
Es wird auf Social Media verbreitet, es trendet, es geht viral. Und gemäß der psychologischen Funktionsweisen von Priming und Framing setzt es sich im überforderten, rotten Hirn fest. „Populismus“ hat den gleichen Wortstamm wie „Pöbel“.

Ich mache mir keine Illusionen. Diejenigen, die das so sehen wollen, haben es nicht bis zu dieser Stelle des Textes geschafft. Und selbst für diejenigen, die offen sind und skeptisch, greift Brandolinis Gesetz; das Bullshit-Asymmetrie-Prinzip: Es dauert viel länger Bullshit zu widerlegen als ihn zu produzieren.

Die Bild und Tichy und Focus und Rechtspopulisten und andere sich von Dummheit nährende Parasiten der Gesellschaft sind längst wieder bei der nächsten Ziegenpisse. Man kann nur warten und staunen, was der Pöbel wohl als nächstes geifernd frisst.
Schweigen ist aber keine Option.

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