E-Zigarette: Wie die Öffentlichkeit manipuliert wird

Der Kampf gegen Windmühlen

Vier Beispiele

  • Einer der größten Gegner der E-Zigarette ist das Aktionsbündnis Nichtrauchen ABNR. Das ist ein Lobby-Verein, in dem wiederum viele Verbände aus dem medizinischen Bereich Mitglied sind.
    Das ABNR hat seit Jahren versucht Therapien zur Rauchentwöhnung zur Kassenleistung zu machen. Was bedeutet, dass viel mehr Menschen sich die bisher teuren Kurse leisten könnten. Der Markt boomt. Denn die ausscheidende Regierung Merkel hat das kurz vor der Wahl noch schnell durchgedrückt.
    Eine weniger schädliche Alternative wie die E-Zigarette stört da nur. Denn ein dampfender Ex-Raucher bucht ja keine Kurse und kauft auch keine Pflaster, Kaugummis oder Sprays.
  • Das ist das Interesse der Pharmaindustrie. Man schätzt den Markt dieser Nikotinersatztherapien auf stetig wachsend bis zu 25 Milliarden weltweit im Jahr 2026.
    Ich konnte nachweisen, dass der Pharmariese Pfizer mit dem Entwöhnungsmedikament Champix inzwischen doppelt so viel Gewinn macht, wie mit seinem bekanntesten Produkt Viagra.
  • Viele Organisationen und Wissenschaftler werden von Pharmariesen gesponsert.
    Die Süddeutsche Zeitung hat in einem Themenschwerpunkt 2016 aufgedeckt, dass der Lobbyverband Wissenschaftliche Aktionskreis Tabakentwöhnung WAT e. V. durch die PR-Firma Klinksie gegründet wurde. Die dafür von dem Pharmariesen Novartis bezahlt wurde, einem Hersteller der Nicotinell Produkte. Und ausgerechnet der Vorsitzende dieses Verbandes, Prof. Dr. Anil Batra, ist auch Vorsitzender des Konsortiums, das die so genannten S3-Leitlinien schreibt: Die Standards für Ärzte.
  • Die Stiftung von Johnson & Johnson hat alleine 2016 über eine Milliarde Dollar (1000 Millionen!) an die Truth Initiative bezahlt. Die Organisation „Campain for Tobacco Free Kids“ hat sie gleich selber gegründet. Die bekam im gleichen Jahr zumindest 117 Millionen Dollar. Beides sind die größten Gegner der E-Zigarette in den USA. Und der Pharmariese Johnson und Johnson ist der Hauptproduzent der Nicorette Produkte.

Diese Liste könnte ich lange fortsetzen.

„Gesundheitsorganisationen […] blasen Ängste über mögliche Gesundheitsgefahren durch das Dampfen auf. In dem Versuch eine Industrie zu unterdrücken, die das Potential hat, Millionen Leben zu retten.“

Prof. Dr. Jed Rose, Duke University Medical Center; Erfinder des Nikotinpflasters

Multiplikator Medien

Die Medien sind nur beiläufig an Wahrheit interessiert. Medien sind ein Geschäftsmodell. Sie verkaufen Informationen. Das wird leider viel zu häufig vergessen.
Beinahe täglich könnte ich Medienberichte zur E-Zigarette aufgreifen und sie Satz für Satz widerlegen.

Das kommt dadurch zustande, dass Medien nicht prüfen müssen, ob sie Tatsachen berichten. Beispielsweise können sie sich auf Aussagen anderer berufen. Oder sie haben das so genannte Agenturprivileg: Sie sind nicht verpflichtet, gekaufte Informationen von Agenturen auf den Inhalt zu prüfen. Teilweise werden diese inzwischen automatisiert übernommen, ohne dass ein Mensch da nochmal drüber guckt.

Ich veranschauliche es an einem Beispiel, das mir in meiner Tätigkeit in dieser Art mehrfach untergekommen ist:

Das Beispiel Junk Science

Prof. Stanton Glantz von der Universität of California ist eigentlich Ingenieur. Durch merkwürdige Zufälle hat er einen Lehrstuhl für Medizin bekommen, der von Johnson & Johnson gesponsert wurde. Er ist also gar kein Arzt. Und er wurde schon vorher massiv von dem Pharmakonzern finanziell unterstützt.
Er veröffentlicht eine Studie in einem Fachjournal, die scheinbar zeigt, dass E-Zigaretten das Risiko für Herzinfarkte erhöht.

Die Uni veröffentlicht dazu eine Pressemitteilung. Die Medien greifen das auf und berichten. Wobei Glantz oft fälschlich als Mediziner oder Arzt bezeichnet wurde. Auch in Deutschland waren die Medien voll davon. Nicht ein Medium hat diese Studie selber geprüft.

Andere Wissenschaftler haben die Studie kritisiert.
Es kam raus: Glantz hat sich einfach die Daten einer regelmäßigen, bundesweiten Befragung angeguckt. Also nicht einmal selber geforscht. Und dann die rausgefiltert, die nach eigener Auskunft (!) schon einmal einen Herzinfarkt hatten und E-Zigaretten nutzen. So kam er auf seine Zahlen.
Dass die Leute vielleicht E-Zigaretten nutzen, weil sie vorher jahrzehntelang geraucht haben (ca. 99 Prozent), ließ er unter den Tisch fallen. Das Risiko eines Herzinfarktes sinkt aber erst nach Jahren.
Noch besser: Er hatte Leute mit reingerechnet, die einen Herzinfarkt hatten, bevor sie eine E-Zigarette genutzt haben. Er hatte sogar Leute mit einberechnet, die einen Herzinfarkt hatten, bevor es überhaupt E-Zigaretten gab.
Jeder Student wäre für so etwas abgewatscht worden. Correlation is not causation, absolute Grundlage der Wissenschaft.

Die Studie wurde von dem Journal zurückgezogen. Eine schallende Ohrfeige für jeden Wissenschaftler. Glantz war das offenbar egal. In den Medien stand davon natürlich nichts.

So gibt es bis heute immer noch Menschen, die glauben, E-Zigaretten seien total schädlich. Wie Propaganda verfängt es, es bleibt hängen. Und weil Politiker auch nur Menschen sind, glauben die das natürlich auch. Die allerwenigstens Politiker haben eine empirisch-wissenschaftliche Ausbildung oder prüfen solche Studien.

Vorhersehbare Argumente

Die Argumente der Gegner sind dabei sehr vorhersehbar.
Sie funktionieren rhetorisch wie Argumente von Populisten. Sie sprechen etwas Emotionales an oder scheinen nach dem eingebildeten gesunden Menschenverstand naheliegend.

Es gibt keine Langzeitforschung
Doch, denn es dampfen Millionen von Menschen. Nach etwa 15 Jahren kommen wir also auf Milliarden von Dampferstunden. Eine Schädlichkeit ist bisher nicht nachgewiesen. Mehr Langzeitforschung wird es nie geben. Das ist ein laienhafter Mythos, den es in der Wissenschaft so nicht gibt. Nicht einmal bei Tabakzigaretten. Man wird auch noch in zwanzig Jahren behaupten können, es gebe keine Langzeitforschung.

E-Zigaretten sind schädlich 1
Es hat bisher keinen Nachweis einer Schädlichkeit am lebenden Menschen gegeben. Die angebliche Schädigung wird grundsätzlich in vitro, also in der Petrischale nachgewiesen. Und da stirbt eine Zelle auch, wenn man sie mit Apfelsaft bedampft.

E-Zigaretten sind schädlich 2
Ja, E-Zigaretten sind schädlicher als frische Bergluft. Aber die Wissenschaftler bemessen diese Schädlichkeit immer an dieser frischen Bergluft. Und nicht, wie es lebensnahe sein müsste, im Vergleich zu Tabakzigaretten. (BfR, etc.)

Jugendschutz
Kein Politiker würde sich trauen etwas gegen das Argument Jugendschutz zu sagen. Wenn er seine Karriere nicht demnächst beenden will. Doch alle Zahlen zeigen, dass der Gebrauch von Nikotin insgesamt bei Minderjährigen und jungen Menschen stetig zurückgeht. (DEBRA Studie, fortlaufend) Viele Jugendliche probieren die E-Zigarette aus. Aber die probieren auch die Tabakzigarette aus oder haben vorher sogar schon regelmäßig geraucht.

Gateway Effekt
Der Gateway Effect im streng wissenschaftlichen Sinne ist längst widerlegt. Von seiner „Erfinderin“ Prof. Dr. Denise B. Kandel selber. Bei E-Zigaretten erscheint er noch unglaubwürdiger. Denn niemand, auch kein Erwachsener, hat einen sinnvollen Grund, von E-Zigaretten auf schlechter schmeckende und oftmals teurere Tabakzigaretten umzusteigen.

Die E-Zigarette ist eine Erfindung der Tabakindustrie
Wie bereits beschrieben wurde die E-Zigarette von einem Apotheker erfunden. Sie ist groß geworden durch eine Grassroot Bewegung. Dampfer haben sie bekannt gemacht, haben Shops eröffnet und sind Hersteller geworden. Erst viel später ist die Tabakindustrie darauf eingestiegen. Vor allem British American Tobacco. Philip Morris International (Marlboro) geht mit dem Tabakerhitzer IQOS schon lange eigene Wege.
Die E-Zigarette ist bis heute ein Produkt von kleinen und mittelständigen Unternehmen.

Auch diese Liste könnte ich lange fortsetzen.

Besteuerung macht die Branche kaputt

Bundeskanzler Scholz war zuvor Finanzminister. Unter ihm kam man auf die Idee, auch die Liquids für E-Zigaretten zu beteuern. Was auch Sinn gemacht hätte und wogegen sich weder Handel noch Konsumenten groß gesträubt haben.

Hinter verschlossenen Türen wurde dann ein anderer Deal ausgehandelt. Man wollte alle Flüssigkeiten besteuern, die in einer E-Zigarette konsumiert werden könnten. Unabhängig vom Nikotin. Das Schlagwort hier ist „Zweckbestimmung“.
Viele Dampferinnen und Dampfer mischen ihre Liquids selber. Die Zutaten sind ganz normale Chemikalien, die als Ernährungszusätze zugelassen sind: Propylenglykol und Glycerin, das aus Soja, Raps und ähnlichem gewonnen wird. Diese Mischung macht auch den Disco-Nebel und wurde lange in Asthma-Inhalatoren verwendet. Es ist auch Nebenprodukt von Biodiesel: Lippenbalsam, Zahnpasta, Gummibärchen, es überall drin. Auch in Tabak.

Das Ergebnis dieses Deals verstehen selbst viele Konsumenten bis heute nicht: Eine Drogerie kann weiterhin einen Liter Glycerin für den üblichen Preis von etwa 10,- Euro verkaufen. Verkauft ein Vape Shop genau die gleiche Flasche (!), kommen demnächst 360,- Euro Tabaksteuer drauf.
Ein Todesstoß für den Fachhandel. Der Händlerverband BfTG hat inzwischen Verfassungsbeschwerde eingereicht.

Und um die Absurdität auf die Spitze zu treiben: Kaufe ich mir eine Flasche Glycerin in der Drogerie und mische mir ein Liquid daraus, muss ich es nachversteuern. Oder es wird als Steuerhinterziehung strafbar. Wir sprechen hier von fast einer Millionen Selbstmischern in Deutschland.
Der Zoll hat die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen. Das ist gar nicht umsetzbar. Es ist ein Monty Pythons Sketch.

Eine Milliarde Leben

Eine Dokumentation zum Thema E-Zigarette, zu dessen Premiere in Berlin ich damals auch eingeladen war, trägt den Namen „A Billion Lives“; eine Milliarde Leben.
So viele könnten nach Einschätzung der WHO in diesem Jahrhundert gerettet werden, wenn alle Raucher auf E-Zigaretten umsteigen würden.

Deshalb mache ich diesen Job. Deshalb recherchiere ich und versuche zu erklären. Deshalb habe ich maßgeblich geholfen einen Konsumentenverband zu gründen. Deshalb finde ich es wichtig. Deshalb kämpfe ich gegen Windmühlen.
Eine Milliarde Leben.

Und deshalb denke ich, es war ok, das auch einmal auf diesem Blog vorzustellen.

Aktuelles