Repost: Wenn der Faschismus wiederkehrt

Mein Fanal

Den folgenden Beitrag hatte ich am 12.07.23 spontan auf der Facebook Fanpage veröffentlicht.
Anlass war die Einstufung der AfD Jugendorganisation Junge Alternative durch den Verfassungsschutz Brandenburg als „gesichert rechtsextremistisch“.

Angehängt hatte ich zu dokumentarischen Zwecken Fotos von Menschen während des NS-Regimes, die den Hitlergruß zeigten. Um zu dokumentieren, dass der Faschismus eben nicht nur im Militär manifest war, sondern in der gesamten Gesellschaft. Darunter Schulkinder, Pastoren, Urlauberinnen und Sportlerinnen.

Facebook hat dies als Verstoß gegen die Gemeinschaftsregeln erkannt. Da dies ein weiterer Verstoß ist, steht die Facebook Fanpage kurz vor der Löschung. Derzeit ist die Reichweite bereits eingeschränkt, ich erreiche weniger Leserinnen und Leser. Weshalb ich den Beitrag dort gelöscht habe und hier erneut veröffentliche:

Im Oktober 1944 saß der schweizer Journalist François Bondy mit dem italienischen Schriftsteller Ignazio Silone in Genf zusammen. Am Tag als dieser aus seinem Exil nach Italien zurückkehren würde.

Plötzlich sagte Silone:

„Wenn der Faschismus wiederkehrt, wird er nicht sagen: «Ich bin der Faschismus» Nein, er wird sagen: «Ich bin der Antifaschismus».“

Heute wissen wir es besser.

Wenn der Faschismus wiederkehrt, wird er nicht sagen «Ich bin der Faschismus».
Wenn der Faschismus wiederkehrt, wird er eine rechtsliberale Partei gründen, die sich von innen heraus immer weiter radikalisiert. Er wird Angst und Orientierungslosigkeit der Menschen ausnutzen. Er wird emotionalisieren und den Populismus nutzen. Er wird die jeweilige Regierung kritisieren, ohne machbare Lösungsvorschläge einzubringen. Egal, wer gerade regiert.

Der Faschismus wird von Altparteien erzählen und sagen, die Menschen würden nicht gehört. Selbst wenn sie die Politik selber mitbestimmen könnten. Er wird das Bild etablieren, dass das Volk von einer Kaste regiert wird, die nicht sein bestes will. Er wird sagen, das seien die Faschisten und er sei Antifaschist.

Er wird demokratische Mittel nutzen um etwas gegen die Demokratie zu tun. Der Faschismus wird die Demokratie aushöhlen.
Er wird ganz allmählich anfangen Dinge wieder sagbar zu machen. Dinge, die lange nicht mehr sagbar waren. Er wird anfangen, Grundlagen in Frage zu stellen, auf denen die Gesellschaft funktioniert hat.
Er wird den Menschen sagen, dass ihr eigenes Volk zuerst kommen müsse. Dass ihr eigenes Volk über allen anderen steht.

Er wird ihnen sagen, dass sie stolz sein müssen.
Er wird ihnen sagen, dass sie stolz sein dürfen.
Endlich wieder stolz.

Der Faschismus wird rufen, dass damals alles besser war.
Der Faschismus wird so tun, als könne er die Welt anhalten.

Doch wenn Stimmen sich erheben, und er noch nicht genug Macht hat diese Stimmen zu unterdrücken, wird der Faschismus sich hinter der Demokratie verstecken. Er wird sich zum Opfer machen.

Er wird diejenigen ansprechen, denen Politik zu kompliziert und Demokratie zu viel Arbeit ist. Er wird diejenigen mitnehmen, die sich einen starken Führer wünschen. Er wird diejenigen begeistern, die mit Eigenverantwortung überfordert sind. Und die Schuld lieber bei anderen suchen.

Der Faschismus wird den Menschen Freiheit abkaufen und mit gefälschter Sicherheit bezahlen.

Er wird Gräben ziehen und seine Mitläufer werden diese Gräben tiefer und tiefer schaufeln.
Seine Mitläufer werden Politiker erschießen.
Seine Mitläufer werden Kassierer erschießen.
Seine Mitläufer werden versuchen, die Regierung gewaltsam an sich zu reißen.

Und immer wieder werden Menschen versuchen Verständnis zu zeigen, zu vermitteln, zu verhandeln. Doch was man auch tut, der Faschismus wird weiter unter die warme Decke der Demokratie kriechen. Wie eine Kälte, gegen die keine Decke hilft.

Der Faschismus wird langsam mehr und mehr Zuspruch erhalten. So lange, bis es zu spät ist.

So wird es sein, wenn der Faschismus wiederkehrt.

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