Wagner – Zwischenstand des Nachspiels

Nichts Genaues weiß man nicht

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+ Der Verbleib der Söldner-Gruppe Wagner bleibt uneindeutig.
Derzeit gehen dazu viele verschiedene Meldungen ein. Die jedoch kein geschlossenes Bild ergeben, was man berichten oder erklären könnte.

+ Laut derzeitigem Stand hatte Putin sich kurz nach dem Putsch mit dem Söldner-Chef Prigoschin und etwa drei Dutzend der führenden Kommandeure der Wagner-Truppe getroffen. Das sagten zumindest Putin selber, sowie der Kreml-Sprecher Peskow.

Persönlich halte ich das zum jetzigen Zeitpunkt für unglaubwürdig.
Es wäre nach russischem Verständnis völlig unter der Würde eines russischen Präsidenten, sich mit vergleichsweise niederrangigen Kommandeuren zu treffen. Noch dazu kurz nachdem sie den Aufstand geprobt hatten.
Das erscheint mir doch eher wie ein abgesprochenes Narrativ.
Zumal Putin nun sagt, er habe angeboten, die Söldner könnten weiter für Russland unter ihren bisherigen Kommandeuren kämpfen, doch das habe Prigoschin abgelehnt obwohl einige zustimmend genickt hätten.

+ Ebenfalls unglaubwürdig beurteile ich auch die Aussage des ehemaligen US-Generals Adams im Interview mit ABC News, dass Prigoschin vermutlich bereits gefangen oder tot ist.

+ Ich sehe die Rolle der Wagnerianer durch die Berichterstattung in den Medien falsch dargestellt. Da durch den Kampf um Bachmut über Monate hinweg immer wieder über Wagner berichtet wurde. Dadurch wird meiner Meinung nach die Rolle der Söldner militärisch viel zu hoch eingeschätzt.
Es wird immer deutlicher, dass sie lediglich als Kanonenfutter in Bachmut dienen sollten.

Prigoschin ist Milliardär, der in vielen halb-Regierungsgeschäften die Finger hat. So sind seine Söldner nicht nur u.a. in Mali, Syrien, der Zentralafrikanischen Republik und mit hoher Wahrscheinlichkeit auch im Sudan aktiv. Sie schützen auch Goldminen und mindestens ein Ölfeld in Syrien, woran Prigoschin wiederum Beteiligungen hat. Darüber hinaus hat er seine Finger in einer Art Medienholding, die auch viele MilBlogger finanziert. Und er wird mit der „Troll-Armee“ in Verbindung gebracht, die 2016 auf den US-Wahlkampf eingewirkt hat. Letzteres hat er selber eingeräumt.

Das öffentliche Bild wird also durch den Militäreinsatz um Bachmut bestimmt. Den Prigoschin selber auch öffentlich thematisiert hat. So war es für die Medien leicht darüber zu berichten, er hat ja selbstdarstellerisch alles frei Haus geliefert. Es spiegelt jedoch nicht die Bedeutung für den Krieg in der Ukraine wieder.
Der ganze Ukraine-Krieg macht nur einen Bruchteil Prigoschins Aktivitäten aus. Das verzerrt die Wahrnehmung, die Erwartungshaltung und somit die Spekulationen.

+ Derweil scheinen Putin und die Silowiki in Russland aufzuräumen. Laut Wall Street Journal wurden mindestens 13 hochrangige Militärs ihres Kommandos enthoben und weitere 15 entlassen oder degradiert.
Der wichtigste ist Generalmajor Iwan Popow, von dem ein Audio geleakt wurde. In dem er sagte, Verteidigungsminister Schoigu habe ihn entlassen, weil er ihn beschuldigt hat, die russischen Truppen zu „betrügen“. Er bezeichnete sich als „Spartak“ (Spartacus) und seine Untergebenen als Gladiatoren, bezugnehmend auf den Gladiatorenaufstand im alten Rom.
Offenbar versuchten Schoigu und Gerassimow, der Befehlshaber des Ukraine-Einsatzes, Putin zu schützen, bevor dieser direkt kritisiert werden konnte.

+ Allerdings muss man auch erwähnen, dass der ukrainische Nachrichtendienst, der bisher einen sehr ansehnlichen Job gemacht hat, damit rechnet, dass Prigoschin ausgeknipst wird.
Derzeit soll er sich in St. Petersburg aufhalten.

+ Interessant ist, dass Putin durch Äußerungen in einem Interview implizit eingeräumt hat, dass der Einsatz der Söldner in der Ukraine illegal war. Er sagte, dass es diese Söldner gäbe, sie aber „juristisch nicht existieren“.

Das gibt vielleicht einen Eindruck, wie undurchsichtig die Lage derzeit ist.

+ Unterm Strich kann man in jedem Fall schon sagen, dass alle Mutmaßungen über eine Zukunft der Wagner-Söldner in Belarus völlig überhöht waren. Geschweige denn, dass der versuchte Putsch inszeniert war, um die Wagnerianer nach Belarus zu verlegen, damit diese von dort aus Kiew angreifen.

+ Bereits die Anzahl der verbliebenen Wagner-Söldner ist ungewiss. Die Schätzungen gehen von 15.000 bis zur Behauptung Prigoschins selber von 50.000. Bisher gibt es keine belastbaren Informationen, ob überhaupt irgendwelche Söldner nach Belarus gegangen sind.

+ Einerseits sagte Putin, es seien weiterhin Wagnerianer in der Ukraine im Einsatz. Andererseits veröffentlichte das Verteidigungsministerium gerade, dass alle Wagner-Söldner ihre Waffen an das Ministerium abgegeben hätten.

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