Es wird keine Wagner-Kaserne in Belarus gebaut!

Medienente durch Stille Post

Es ist Freitagabend, es fällt schwer es anders als salopp zu formulieren:
Ich weiß gar nicht, wo dieser Scheiß schon wieder herkommt!

Inzwischen haben auch mehrere Kommentatoren auf der U.M. Fanpage geschrieben, in Belarus soll eine Kaserne für die Wagner-Söldner gebaut werden oder sogar schon gebaut worden sein. Was wenige Tage nach dem Putschversuch schlicht absurd ist.

Ich habe lange recherchiert, um zu verstehen, was da schon wieder abgelaufen ist.

Begonnen hat das offenbar mit Nachrichten auf Telegram am Dienstag, den 27.06., u.a. von der Plattform „Das Gehirn von Weißrussland“ (Беларусь головного мозга). Die aber selber nicht bestätigt hat, dass dort gebaut wird. Lediglich, dass dort Aktivitäten sind.

Die russische, unabhängige Online-Plattform Verstka berichtete darüber. Das angesehene Institute for the Studie of War ISW berichtete dann wiederum, dass Verstka das berichtet hat. Das ist also ein OSINT (Open Source Intelligence) Zitat, das ist ihr Job. Das wurde schon von anderen Medien als Tatsache übernommen. (u.a. Tagesspiegel)

Am Mittwoch, den 28.06. machte die New York Times dann eine kurze Meldung daraus. Zusammen mit den journalistisch korrekten Quellenangaben, Vorher-Nachher-Bild und den Satellitenbildern, die das angeblich zeigen sollen.
Und um das vorweg zu nehmen: Ich bin gelernter Luftbildauswerter und habe da durchaus Expertise. Ich erkenne auf den Bildern nur Matsch. Nichts, was ich irgendwie melden würde.

Die New York Times schrieb von „rapid construction“, also schnellen Baumaßnahmen.
Das mag ja sein. Aber die Kaserne stand schon da. Das ist nämlich die ehemalige Kaserne der 465sten Raketen Brigade von Belarus, nördlich von Assipowitschy. Die war also schon da. Die ist derzeit nicht im Gebrauch.
Es mag ja sein, dass die da irgendetwas bauen. Aber weder wird eine Kaserne neu gebaut, noch ist irgendein Zusammenhang zu Wagner halbwegs plausibel erklärt.

Das Sahnehäubchen waren dann mehrere deutsche Medien, die dann daraus gemacht haben, dass dort eine komplett neue Kaserne gebaut wird.
Was – in Einschätzung der Wirtschaft von Belarus – tatsächlich einem Wunder gleichkäme.

Der bereits bestehende Teil der Kaserne bei Assipowitschy, wo jetzt angeblich gebaut wird.

Was tatsächlich passiert sind zwei Dinge:

Zum ersten hat der Diktator von Belarus Lukaschenko den Wagnerianern angeboten, sie als Ausbilder zu übernehmen. Da aber Russland ebenfalls angeboten hat, sie in die Streitkräfte zu übernehmen, und Wagner selber ja auch noch weitere Unternehmungen in Afrika und Syrien unterhält, ist gar nicht klar, wie viele überhaupt nach Belarus gehen würden oder werden.

Zum zweiten haben wir eine leerstehende, bereits existierende Kaserne, in der derzeit gebaut wird.
Es mag ja sein, dass Belarus da die Bude etwas sauber macht, um eventuellen Wagner-Söldnern eine militärische Heimat bieten zu können. Das ist aber weit davon entfernt, dass da eine neue Kaserne extra für die Söldner gebaut würde. Geschweige denn für viele.

Der Unterschied ist simpel: Letzteres impliziert, dass es dafür Vorbereitungen oder einen Plan gegeben hat. Was einen Angriff Wagners auf die Ukraine wahrscheinlicher macht. Die Tatsachen zeigen aber im höchsten Fall, dass Belarus sich darauf vorbereitet, einige Wagner-Söldner aufzunehmen.

Der US-amerikanische Brigadegeneral Patrick Ryder sagte gestern in einer Pressekonferenz, dass viele der Wagner-Söldner wohl im Kampfgebiet der Ukraine bleiben werden. Das dürfte der größere Teil sein und damit der Teil, der nicht an dem Putschversuch teilgenommen hat.

Inzwischen geht eine Zahl durch mehrere Kanäle der Nachrichtendienste und der Medien: Man rechnet allgemein damit, dass höchstens 8000 Mann der Einladung Lukaschenkos nach Belarus folgen werden.
Geht man von den durch Prigoschin veröffentlichten Zahlen von 25.000 Wagner Söldnern aus (die sicher geschönt sind), und den Schätzungen von ca. 4000 Man bei dem Putschversuch, macht diese Größenordnung absolut Sinn.

Das bedeutet wiederum, dass durch Wagner Söldner aus Belarus keine größere, signifikante Bedrohung für Kiew ausgeht.

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